GSW-Chef Hermann-Josef Görres geht in den Ruhestand

Zweifler mussten überzeugt werden. Kämpfe mit Großunternehmen waren zu bestehen. Dennoch haben die Gemeinschaftsstadtwerke in 15 Jahren eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Maßgeblichen Anteil daran hatte Hermann Josef Görres. Der Gründungsgeschäftsführer tritt zum Monatsende ab.

Mancher Kamener fürchtete 1994, nun werde die alte Tradition der Kamener Stadtwerke geopfert. Mancher Bergkamener sorgte sich, die eigenen Interessen könnten in einem in Kamen dominierten Gebilde untergehen. Und in Bönen wurde geargwöhnt, die kleinste der drei Gemeinden könnte ganz untergehen im neuen Konstrukt. Statt dessen werden die GSW auch außerhalb als Erfolgsmodell betrachtet. „Unter der Federführung von Hermann Josef Görres wurde etwas geschaffen, das bundesweit einzigartig ist“, so Bergkamens Bürgermeister Roland Schäfer. Sein Kamener Amtskollege Hermann Hupe dankt Görres. Der habe sich als Beigeordneter und Stadtdirektor, später als GSW-Chef um Kamen verdient gemacht. Und auch Bönens Bürgermeister Rainer Eßkuchen stimmt in das Lob ein. Vom ersten Tag in neuer Funktion an habe Görres auch für Bönener Interessenlagen gekämpft.

Die Benennung weiterer Mit-Geschäftsführer sei schon der Sorge um Gleichbehandlung entsprungen, räumt Schäfer ein. Doch das habe sich bis heute erledigt wie auch anfängliche Rechenspiele, um jeden Euro Bäderverlust zum Beispiel richtig zuzuordnen. Heute gehörten alle Bäder im Mittelkreis den drei Gesellschaftern gemeinsam.

Hermann Josef Görres sieht die besondere Herausforderung der GSW im Spagat, zum einen für kommunale Daseinsvorsorge zu stehen, zum anderen aber sich im Wettbewerb bei Strom, Gas und Wasser zu behaupten. Auch aus seiner Sicht ist das gelungen, sowohl in der Zeit großer Monopolisten, als auch im Zuge der Liberalisierung der Energiemärkte. 97 Prozent der Kunden hätten den GSW trotz aller Marketingattacken von Konkurrenten die Treue gehalten.

Die GSW sind in diesen 15 Jahren gewaltig gewachsen. Die Stromnetz- und Gasnetzübernahme von den VEW, der Aufbau eigener Telekommunikationsangebote, Fernwärmeübernahme und jetzt die Wasserkooperation mit Gelsenwasser wurden unter Görres Regie geschultert. Die Bilanzsumme stieg von 45,8 auf stolze 152 Millionen Euro, 37 Millionen Eigenkapital stecken im Unternehmen. Die Zahl der Beschäftigten stieg durch Synergieeffekte und Arbeitsverdichtung geringer an, von 118 auf 180, schildert Görres.

Der will ab dem 1. Juli richtig aussteigen und sich mehr um seine musikalischen Hobbys kümmern. Das Geschehen im GSW-Bereich aber will er als Zeitungsleser weiter verfolgen. Seine Nachfolger sieht er vor allem beim Aufbau eines Glasfasernetzes gefordert.