Stadtteilrundgang : Als Südkamen noch Bauernschaft war

Früher war fast alles anders. Stimmt. Ortsheimatpflegerin Edith Sujatta hat die alten Geschichten Südkamens ausgegraben und bei einem historischen Stadtteilrundgang am Sonntag interessierten Bürgern näher gebracht.

Die größte Veränderung brachte die Städtereform mit sich: Zuvor war das heutige Südkamen noch zweigeteilt, nämlich in Südkamen und Kamen-Süd. Die Grenze von Kamen-Süd verlief entlang der Bahnlinie bis kurz vor das Feuerwehrgebäude an der Dortmunder Allee. „Die Wache und die benachbarte Südschule gehörten bereits zu Südkamen“, wusste Sujatta.

Aber dieser Teil stand nicht auf der Tagesordnung. Das ehemalige Kamen-Süd sollte am Sonntag erkundet werden. Dazu hatte Petra Hartig, Vorsitzende des Rundes Tisches, die Mitglieder aller Südkamener Vereine und interessierte Bürger eingeladen. „Wir wollen die Historie unseres Stadtteils aufleben lassen“, erklärte Hartig. Vor drei Jahre habe sie eine Fahrradtour organisiert und 2009 seien sie durch Südkamen spaziert. „Die Resonanz war immer so gut, dass wir das in diesem Jahr mit Kamen-Süd wiederholen.“ Allerdings fiel die Teilnehmerzahl dann doch etwas geringer aus, was der Hitze geschuldet war.

So brach eine kleine Gruppe geschützt mit Sonnenhüten und bewaffnet mit Trinkwasserflaschen an der Südschule zum Buschweg auf. „Die Straße war die Grenze“, erklärte Sujatta. Seit 1740 gehörte die eine Seite zu Kamen und die andere zur Bauernschaft Südkamen. Ursprünglich gab es neun Höfe in Südkamen: „Die waren so angesiedelt, wie Germanen es immer tun.“ Nämlich in sogenannten Streuhöfen, bei dem die Bauten mittig eines jeden Grundstückes standen.

Diese Höfe wurden Kamen zugeordnet, bis eine Stadtmauer gebaut wurde. „Da haben sich die außen liegenden Höfe aus Schutz zusammengeschlossen“, so die Ortsheimatpflegerin, „und einen Dorfschulzen gewählt, der für alles zuständig war.“ Als die Aufgaben für einen Schulzen zu viel wurden, haben die Bauern einen Gemeinderat gewählt.

Vom Buschweg ging es über die Dortmunder Allee zur heutigen Hansastraße, der ehemaligen Dortmunder Straße. Dort ist ein Stück Geschichte noch greifbar: Schmiedeeiserne Treppengeländer und Bänke vor der Haustür. So wohnten und lebten die Menschen früher. Edith Sujatta deutete auf das Bauwerk: „Früher hatten die Menschen andere Wohnansprüche.“ Das Leben spielte sich größtenteils vor dem Haus ab, auf der sogenannten Feierabendbank. „Man saß vor der Haustür, um mit den vorbeikommenden Passanten zu plaudern.“

Weiter ging es die Borsig-straße entlang, ebenfalls die alte Dortmunder Straße. Vorbei an der ehemaligen Zünderfabrik (1916 bis 1918) und in die heutige Schäferstraße, die einstige Heerener Straße. Beim Hof Volkermann legte die Gruppe eine Pause ein. „Das ist ein alter Frielingshof aus dem Mittelalter, der fast so alt ist wie Kamen selbst.“

Von dort führte die Ortsheimatpflegerin die Gruppe zum Haus Henter, einer ehemaligen Schuhfabrik. Letzte Station bildete die Polizeikaserne an der Dortmunder Allee bevor der Rundgang in der Kleingartenanlage „Schöner Fleck“ endete.