Allmählicher Rückzug der Häuslebauer

Brauchen wir künftig noch Neubaugebiete? Sieht man sich die Zahl der zur Verfügung stehenden Baugrundstücke in Heeren-Werve am Mühlbach an, fällt die Antwort eindeutig aus: Brauchen wir nicht!

In vier Jahren hat die Stadt von 59 Grundstücken „nur“ 38 verkauft – trotz eins a-Lage; die Sportanlagen, das Spaßbad und Grundschulen sind nah, der Supermarkt ist fußläufig zu erreichen, die Natur fängt direkt hinterm Haus an. Und – für Kamener Verhältnisse eher ungewöhnlich: Gleise und Autobahnen sind weit weg. Uwe Liedtke, Fachdezernent für Bauordnung, erklärt den „kleinen“ Standortnachteil, den Heeren dennoch hat, mit einem fehlenden Bahnhof. Bei Baugrundstücken in Südkamen und Methler, sagt Liedtke, sei die Nachfrage stets größer.

Liegt es nun tatsächlich an der Lage des Neubaugebiets, dass hier noch 21 Grundstücke unbebaut sind, oder werden die Häuslebauer weniger? Tatsächlich sei die Zahl der Baugenehmigungen in den letzten ein, zwei Jahren „nennenswert zurückgegangen“, so Liedtke.
Dass in Kamen und anderen Kommunen der Bedarf im Einfamilienhausbereich sinkt, ist dem demografischen Wandel geschuldet.

Der findet auch bei der Wohnbauflächenentwicklung im 2004 erstellten Flächennutzungsplan der Stadt Berücksichtigung. Heißt: Derzeit entstehen Einfamilienhäuser nur im Neubaugebiet in Heeren. Sollte aber die Nachfrage nach Grundstücken wider Erwarten steigen, stünden durchaus Wohnbauflächen zur Verfügung, und zwar in allen Stadtteilen. In Südkamen zwischen der geplanten Spange und dem Siedlungsbereich. In Methler zwischen Königs- und Robert-Koch- und Schimmelstraße sowie die Fläche neben dem Seniorenwohnprojekt Pastoratsfeld, das derzeit gebaut wird. In Werve wiederum könnte bei Bedarf eine Neubausiedlung östlich der Werver Mark entstehen. Die Kamener Innenstadt indes ist dicht: „Hier stößt man überall auf Autobahnen und Eisenbahnen“, sagt Liedtke.

Nicht nur den Bereich Einfamilienhäuser hat die Verwaltung im Blick. Auch die Entwicklung des Wohnungsmarktes in Kamen will sie untersuchen lassen. Zu diesem Zweck wird sie noch in diesem Jahr eine Analyse in Auftrag geben – vorausgesetzt ein bereits gestellter Förderantrag wird von Bezirks- und Landesregierung bewilligt. „Die Signale aus Arnsberg und Düsseldorf sind positiv“, sagt Liedtke. Liegt der Bewilligungsbescheid über eine 80-prozentige Förderung des 60 000 Euro-Projekts vor, befasst sich ein externes Büro mit der Wohnungsmarktanalyse, die auch Grundlage für die Städtebauförderung der Kommune sein wird.