Kamen. Ein behelmter Taucher empfängt Besucher, in einen Hafen hat sich der ehemalige Amtsgerichtssaal verwandelt. Die Ausstellung Mensch und Fluss im Haus der Stadtgeschichte hat erste Besucher zu Recht begeistert. Dort wartet nicht trockene Geschichte sondern packend aufbereitete Geschichten zum Anfassen und Staunen.
Kultopfer und Wasserburgen
Archäologe Georg Eggenstein war schon für bisherige Besucherrekorde im Haus der Stadtgeschichte mit verantwortlich. Die große Germanenausstellung war unter seiner Mitwirkung entstanden. Für die aktuelle Ausstellung hat er das Konzept erdacht und mit dem Museumsteam umgesetzt für spannende Ausflüge in regionale Geschichte.
So können Besucher selbst kräftig zuschlagen und einen Eindruck davon gewinnen, wie schwer es im Mittelalter gewesen sein muss, mit zeitgemäßem Arbeitsgerät einen Einbaum zu fertigen. Sie können am Mikroskop Wasserflöhe untersuchen oder die Funktionsweise von Wassermühlen erkunden. Es geht um Leben am, im und auf dem Wasser quer durch 7000 Jahre.
Flüsse und Bäche waren schon immer lebenswichtig für den Menschen, betont Eggenstein. Siedlung am Wasser durch Römer wie Germanen, Kultopfer an Körne, Seseke und Lippe, Warentransport auf dem Wasser, Fischerei und die Gefahren des über die Ufer tretenden Wassers schildern lokale Fundstücken und Zeitzeugnisse.
Geschichte erzählt zum Beispiel ein mindestens 10 000 Jahre alter Mammut-Stoßzahn. Er passt zur Entstehungsgeschichte unserer Wasserläufe im Gefolge der Eiszeit. Gefunden wurde er 1823 in Hamm von einem Fischer, der in jener Zeit von seinem Beruf noch leben konnte. Der Fundort, ein Badeplatz, erinnert daran, dass auch die Seseke früher solchem Vergnügen diente.
Schiffbar allerdings war sie nie. Die Lippe dagegen haben nicht nur die Römer, sondern auch Industrielle noch als Transportweg genutzt. Dorsten war der regionale Schiffbaustandort. Was davon noch übrig ist an Gerät und Abbildungen zeigt die Ausstellung.
Sie erinnert auch daran, dass die Flüsse der Region Grenzen zogen und dass das Wasser Schutz bot. Reproduktionen alter Karten dürfen nicht nur auf Distanz bestaunt, sondern hautnah erkundet werden. Und auch regionale Wasserburgen zeigt die Ausstellung. Die Vase mit der Abbildung des Hauses Heeren allerdings gehört zu den wertvollen Exponaten, die nicht berührt werden können. Ansonsten kennt die Ausstellung kaum Tabus. Selbst eine Museumswand wurde durchbrochen, um einen echten Rundgang zu ermöglichen. Der lohnt unbedingt.