Kamen. Derzeit steht die Geschäftsführung der Gemeinschaftsstadtwerke (GSW) unter Strom. In den Beratungen für den Wirtschaftsplan 2011 geht es nämlich auch um die Frage von Preiserhöhungen für Strom und Gas. Da wird unter Zeitdruck gerechnet.
In der Aufsichtsratssitzung in der zweiten Novemberwoche will die Geschäftsführung nämlich ihre Vorschläge unterbreiten. Nimmt man dann noch die sechswöchige Tarifbindungsfrist für die Kunden hinzu, ist man ziemlich genau bei dem Termin angekommen, zu dem mögliche Preisanpassungen umgesetzt werden sollen: der 1. Januar 2011.
Angesichts gestiegener Bezugskosten, vor allem aber wegen der Öko-Umlage, die nach Angaben der Netzbetreiber 2011 um rund 1,5 Cent auf 3,53 Cent je Kilowattstunde hochschnellen wird, hält GSW-Geschäftsführer Jochen Baudrexl es für unrealistisch, eine Preiserhöhung für Strom zu vermeiden.
Gerade vor dem Hintergrund der von den Gesellschaftern gewollten Gewinnausschüttung der GSW an die Kommunen sei es schwer vorstellbar, eine Kostenweitergabe an den Kunden weiter auszusetzen.
Baudrexl erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass die letzte Strompreiserhöhung zwei Jahre zurückliegt. Die Steigerung der Öko-Umlage von 2009 auf 2010 um 0,7 Cent pro Kilowattstunde habe man gar nicht an den Verbraucher weitergegeben. Dies sei bei der aktuellen Steigerung um 1,5 Cent zum Jahr 2011 nicht vorgesehen.
So schön der Aspekt der Gewinnausschüttung für die Kommunen durch ein gutes Geschäftsergebnis ihrer GSW auch sein mag, zunächst würde eine Preiserhöhung den drei Kommunen Kamen, Bergkamen und Bönen erst einmal selbst höhere Kosten verursachen. Zwar beziehen sie die Energie, wie andere große Unternehmen auch, zu günstigeren Konditionen. Die Preise sind allerdings, wie Jochen Baudrexl erklärte, zwar nicht an die Umlage nach dem erneuerbaren Energie-Gesetz gekoppelt, sehr wohl aber an die Tarifpreise: Steigen die Kundenpreise, steigen auch die Preise für Kommunen und Unternehmen.
Für die Stadt Kamen, die allein Stromkosten von 800 000 bis 900 000 Euro im Jahr hat und im Schnitt 3,5 Millionen Kilowattstunden verbraucht, bedeutet das konkret eine Erhöhung ihrer Ausgaben um circa 52 000 Euro. In Bergkamen fielen diese etwas geringer aus. Bei einem konstanten Verbrauch von 3 Millionen Kilowattstunden wie im Jahr 2009 also rund 45 000 Euro. Für die Gemeinde Bönen schlügen bei einem Verbrauch von 1,8 Millionen Kilowattstunden rund 27 000 Euro Mehrkosten zu Buche.
Diese Zahlenbeispiele gelten freilich nur dann, wenn die GSW bei der Neuberechnung ihrer Stromtarife tatsächlich nur die höheren Kosten durch die gestiegene Öko-Umlage einpreist. Weil die Umlage für die GSW ein durchlaufender Posten ist (sie muss an die Netzbetreiber abgeführt werden), würde eine Erhöhung nur um diesen Betrag freilich kaum etwas am Geschäftsergebnis der GSW ändern.
Während eine Erhöhung der Strompreise mit Beginn des neuen Jahres eintreten wird, ist derzeit noch unklar, wie sich die Gaspreise gestalten werden. Auch diese Kalkulation beschäftigt derzeit die GSW-Geschäftsführung und in wenigen Tagen auch den Aufsichtsrat. Wie unsere Zeitung aus diesem Kreis erfuhr ist auch hier eine Erhöhung im Gespräch.
Übrigens, trotz steigender Energiekosten soll sich an den Eintrittspreisen der von der GSW betriebenen öffentlichen Einrichtungen wie Schwimmbädern, Saunen und Eishalle nichts ändern. Hier waren die Preise erst in diesem Jahr angehoben worden.