Vom Nahrungsspender zum Abwasserkanal

Kamen. Für die Aufarbeitung der Kamener Stadtgeschichte wurde in den letzten Jahren viel getan und auch in der Bevölkerung ist das Wissen über die Vergangenheit der Stadt immer größer geworden. Die Rolle der Seseke allerdings spielte in der Historie bisher eine eher untergeordnete Rolle. Der ehemalige Leiter des Hauses der Stadtgeschichte, Jürgen Kistner, hat sich vorgenommen, diesen Zustand zu ändern, und so hielt er am Donnerstag Abend im Gebäude der VHS am Markt einen Vortrag zum Thema.

Im Rahmen der Reihe „Mensch und Fluss“ präsentierte er vor interessierten Zuhörern neuere Erkenntnisse ebenso wie altbekanntes Wissen über die Relevanz des Flusses für die Stadt. Die Seseke, die auf einer Gesamtlänge von 35 Kilometern durch den Kreis Unna führt, war für Kamen bereits vor Hunderten von Jahren enorm wichtig, so Kistners Aussage.

Ohne Fluss stünde Kamen woanders

Schon im Mittelalter prägte sie das Leben der Stadtbewohner und ohne den Fluss wäre Kamen womöglich an einem komplett anderen Ort entstanden. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die Seseke zum Beispiel noch durchaus reich an Fischen und Krebsen und damit auch als Nahrungsspender relevant. Selbst zum Bleichen von Wäsche wurde das kalkhaltige Wasser ja lange Zeit benutzt. Erst der Bergbau und die damit verbundenen Verschmutzungen führten zum Aussterben des Tierbestands und machten eine vergleichbare Nutzung des Flusses unmöglich. Die darauf folgende Degradierung des Flusses zum Abwasserkanal und die jetzige Renaturierung sind da schon eher im kollektiven Kamener Gedächtnis. Den Bogen zwischen diesen aktuellen Baumaßnahmen und dem Geschehen, welches sich schon vor mehreren hundert Jahren an der Seseke abspielte, spannte Kistner unterhaltsam und überaus interessant.