Kamen. Das viel diskutierte Sprachproblem stand auch bei der bereits 6. Integrationskonferenz des Kreises Unna im Mittelpunkt, die gestern in der Kamener Stadthalle Vertreter des Kreises und NRW aus Politik, Bildung, Integrationsförderung und Beruf zusammen brachte. Das Thema der diesjährigen Konferenz lautete Übergang von der Schule in den Beruf.
Sinn und Zweck der regelmäßig stattfindenden Konferenz sei es, so erklärte Landrat Michael Makiolla, dass die Teilnehmer der verschiedenen Bereiche an einem Strang ziehen. Nach einem ersten Resümee der drei Konferenz-Workshops gestern schien dieser eine Strang darin zu bestehen, die Sprache nicht als Problem, sondern als Chance zu betrachten. Wir müssen die Mehrsprachigkeit der jungen Menschen mit Migrationshintergrund als Kompetenz erkennbar machen, meint Makiolla. Doch bei vielen Familien herrsche dieses Bewusstsein noch nicht. Wenn uns das gelingt, dann wären wir schon einen Schritt weiter, ist der Landrat überzeugt.
Ausbildung als besondere Pflicht
Im Blick hatten die Konferenzteilnehmer vor allem die Jugendlichen, die von Haupt- oder Förderschulen ins Berufsleben wechseln. Doch ging es in den drei Workshops nicht nur um Kompetenzen und wie diese erkannt und gefördert werden können, auch Berufsorientierung in der Schule und kulturelle Vielfalt als Potenzial für das Handwerk standen auf dem Programm.
Dazu hatte die Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA) des Kreises Unna auch Vertreter aus Handwerksbetrieben eingeladen. Die Resonanz war allerdings eher bescheiden. Dabei räumte Landrat Makiolla im Gespräch mit dem türkischstämmigen Bauunternehmer Prof. Recep Keskin ein, dass viele mittelständische Unternehmen im Kreis Unna die Brisanz des Themas Integration noch nicht erkannt hätten gerade im Hinblick auf sinkende Schülerzahlen. Die Ausbildung jedes jungen Menschen sei deshalb um so wichtiger.
Ähnlich sah dies auch Recep Keskin, der in seinem Vortrag nicht nur den Unternehmen eine besondere Verpflichtung zusprach. Die Lösung für den Abbau von Vorurteilen einerseits und Hemmschwellen andererseits sieht der Unternehmer darin, nicht die Politiker oder Unternehmer von der Wichtigkeit der Migranten zu überzeugen, sondern die Bevölkerung. Wir müssen frühzeitig in Kinder investieren, fordert Keskin und setzt hierbei besonders auf freiwillige Arbeit. Ehrenämter müssen deshalb stärker gefördert werden. Wir müssen miteinander Kaffee trinken und zusammen reden, meint der Bauunternehmer.
Das wenigstens setzten die Arbeitsgruppen gestern in die Tat um und kamen im Gespräch zwischen Migrantinnen und Vertretern von Schule und Arbeitsagentur zu dem Schluss, dass Integrationskonferenz doch eigentlich der falsche Begriff sei. Nicht die Migranten müssen sich an das System anpassen, sie gehören längst dazu. Das System selbst müsse sich verändern. Fazit: Inklusion Einbeziehung statt Integration.