Kamen. Es gibt Katastrophen in aller Welt. Und es gibt in Kamen ein beispielhaftes Engagement, das dadurch verursachte Leid mit Spenden zu lindern. Das ist gut so!
Es gibt aber auch eine Katastrophe vor der eigenen Haustür. Sie heißt Kinderarmut. Pfarrer Herbert Ritter aus Heeren-Werve war einer der ersten am Ort, der sich zum Anwalt dieser Hilfebedürftigen machte und ihnen eine Stimme gab, die schließlich auch Gehör fand.
In der 26. Kamener Stadtkonferenz im Oktober 2008 wurde daraufhin ein beispielhaftes bürgerschaftliches Bündnis geschmiedet: Kinderarmut Dagegen stellen wir uns auf!
Es ist ein Bündnis von Kamenern für Kamener. Es wird nicht getragen von Parteien, Kirchen, Verbänden und Verwaltungen. Jeder kann mitmachen!
Mehr als zwei Jahre sind seitdem ins Land gegangen. Das erste Jahr wurde gebraucht, um der beabsichtigten Hilfe organisatorische Strukturen und verbindliche Regeln zu geben. Schließlich war allen klar, dass die Hilfe so unbürokratisch und so effektiv wie möglich sein sollte.
Unter der Führung von Bürgermeister Hermann Huppe machten sich mehrere Lenkungsgruppen an die Arbeit, an deren Spitze kompetente Persönlichkeiten der Stadt agieren: Sparkassenchef Bernd Wenge, Gymnasiums-Direktor Georg Gahlen, Amtsgerichts-Direktor Oliver Hoffmann und Pfarrer Herbert Ritter. 100 Unternehmen in Kamen wurden als potenzielle Sponsoren angeschrieben, zwei Spenden-Konten eingerichtet (siehe Infobox) und 2000 Anstecknadeln angeschafft. 25 000 Euro wollte die Initiative auf diese Weise im ersten Jahr sammeln. Es wurden knapp 28 000 Euro.
Diese Summe wuchs durch Großspenden inzwischen auf weit über 100 000 Euro an. Unter anderem hatte der Lionsclub Kamen den Reinerlös seines Frühlingsballes 2010 gespendet.
Einen richtigen Schub allerdings erhielt die Initiative durch die Auflösung der Manfred Erdtmann Stiftung. Den Scheck über 70 301,67 Euro überreichte der ehemalige Bürgermeister und Stiftungsgeber persönlich.
Dieses Kapital sorgt nun dafür, dass die Aktion Kinderarmut Dagegen stellen wir uns auf wesentlich nachhaltiger sein kann als ursprünglich geplant.
25 000 Euro jährlich will die Initiative ausgeben: Um in Kindergärten eine gemeinsame Mahlzeit für alle zu ermöglichen, also auch denen, die sich selbst das nicht leisten können. Um Freizeiten für Kinder aus sozialschwachen Familien zu finanzieren. Für Hilfe an Schulen. Zur Unterstützung von Kindern mit körperlichen und sprachlichen Defiziten. Aber auch durch die Lernbegleitung von Kindern durch Schüler der Sekundarstufe II.
All diese Hilfen erfolgen anonym. Und das ist genau so gewollt. Die Kinder, denen auf diese Weise geholfen wird, sollen das gar nicht wissen, um sich weiterhin ungezwungen in ihrem Umfeld bewegen zu können, erklärt der bei der Initiative für Finanzen zuständige Bernd Wenge. Jede weitere Form der Ausgrenzung soll vermieden werden. Schließlich geht es ganz wesentlich darum, diesen Kindern die Teilhabe am normalen Leben so weit es geht zu ermöglichen und ihnen Chancen zu eröffnen.
An dieser Einschätzung von Pfarrer Ritter hat sich seit der Gründung der Initiative nichts geändert. Das gilt freilich auch für den Bedarf. Denn immer mehr Menschen können mit ihren Ressourcen als Folge gesellschaftlicher Entwicklungen nicht auskommen.
Umso wichtiger ist es daher, die Aktion Kinderarmut weiter nach Kräften zu unterstützen, sei es durch ehrenamtliches Engagement oder mit Spenden.
Wie sagte doch Bürgermeister Hermann Hupe so treffend: Die Aktion ist zu schade, nur begonnen zu werden. Wer den Bedarf sieht, weiß: Ein Ende ist nicht absehbar. Darum heißt es: Jetzt helfen!