Ruhr.2010 als Motivationsschub

Kamen. Wie viel Kultur gibt es im Jahr eins nach dem Kulturhauptstadtjahr und dem zweiten Nothaushaltsjahr in der Stadt? Über das Kulturjahr 2011 sprachen wir mit Christian Frieling, Fachbereichsleiter Kultur der Stadtverwaltung. Das Interview führte Klaus-Peter Wolter.

<i>Die Kulturhauptstadt gibt es nicht mehr, Haushaltszwänge schon. Droht nach einem Jahr der Höhepunkte mit „Über Wasser gehen“ und „Local Heroes“ der Absturz in ein Jahr ohne Kultur?</i>

Christian Frieling: Nein, es wird kein Kulturloch geben. Wir halten an allen Angeboten der Vorjahre fest, Kulturausgaben werden in Kamen nicht zurück gefahren. Die Theaterreihen sind ebenso gesichert wie die großen städtischen Events.

Gibt es etwas, worauf sich Kulturfreunde 2011 besonders freuen können?

Nach Abschluss der Ausstellung „Mensch und Fluss“ im Februar im Haus der Stadtgeschichte werden wir die Dauerausstellung zur städtischen Geschichte völlig neu konzipieren. Nach 15 Jahren macht das Sinn, Museumspädagogik und Didaktik haben sich weiter entwickelt. Dass die Dauerausstellung komplett weichen musste, bietet uns die einmalige Gelegenheit, hier ganz neu anzufangen. Wir werden das ambitioniert nutzen.

Reichen die städtischen Mittel dafür aus?

Der Museumsförderverein unterstützt uns seit Jahren, zum Beispiel mit dem Erwerb besonderer Ausstellungsstücke. Derzeit hat das Museum personelle Verstärkung. Der Förderverein finanziert eine 400-Euro-Stelle. Dafür haben wir mit Ursula Brägelmann jemanden mit Museumserfahrung gewonnen.

Die Fördervereine scheinen zu einem wichtigen Faktor im örtlichen Kulturangebot zu werden.

Das stimmt. Der Förderverein der Musikschule hilft seit Jahren auch dort. Zuletzt war es durch diese Unterstützung möglich, Instrumente für das Projekt Erlebnis Musik zu kaufen. Hier wird musikalische Bildung in der Breite an allen Grundschulen möglich. Im Moment bereiten Interessenten außerdem die Gründung eines Fördervereins für die Stadtbibliothek vor. Der soll nicht Personal ersetzen, sondern zusätzliche Aktivitäten der Bücherei zum Beispiel bei der Leseförderung unterstützen.

Mit einer Unterschriftensammlung wurde zuletzt die Wiedergeburt des früheren Altstadtfestes gefordert. Wie geht es 2011 weiter bei den großen Stadtevents?

Wir verfolgen seit drei Jahren das Konzept zielgruppenorientierter Einzelveranstaltungen. Die Altstadtparty gehört dazu. Es wird dabei im Sommer einen hörenswerten Top-Act geben. Das Brunnenfest steht diesmal in Konkurrenz zum Unnaer Stadtfest. Schon deshalb müssen wir uns auch dafür Besonderes einfallen lassen. An Kamen Klassik und dem Familienwochenende halten wir fest. Und wir bauen das „Summer live“-Programm aus, mit dem wir in der Urlaubszeit Leben in der Stadt halten wollen.

Die Konzeptionierung des Ausstellungsprogrammes hat die Stadt erstmals in externe Hände gegeben. Was erwartet uns da 2011?

Wir werden unsere hohen Ansprüche bewahren. Geplant sind 14 Ausstellungen. Wir halten fest an den Standorten im Rathausfoyer, dem Haus der Stadtgeschichte und dem Technopark. Hinzu kommt als Kooperation die Sparkassen-Galerie.

Mancher vermisst in Kamen die Künstlergasse Weiße Straße.

Die Weiße Straße hatte sich überlebt. Es gibt Überlegungen, in ein oder zwei Jahren etwas Neues als Ersatz zu entwickeln. Aber wir wollen einen Bruch mit einem Neuanfang.

Die Sinfonische Reihe scheint gerettet. Behält sie ihre Bedeutung im Kulturkalender?

Tatsächlich zeichnen sich positive Mehrheiten im Kreistag ab. Wir sind sehr froh, dass das Orchester und die Sinfonische Reihe erhalten bleiben für Stadt und Kreis. Auch da wird bereits wieder an einem attraktiven Programm gearbeitet.

Hat das Kulturhauptstadtjahr etwas gebracht, das sich in Folgejahren fortführen lässt?

Unserer Stadt hat Ruhr.2010 eine Menge gebracht. Projekte wie „Über Wasser gehen“ haben viel Anerkennung gefunden, Installationen daraus bleiben ja erhalten. Das Programm zu stemmen, war für alle Beteiligten eine große Herausforderung. Dabei sind neue Formen der Zusammenarbeit entstanden. Wir wollen diese und den Schwung des Kulturhauptstadtjahres mitnehmen ins Jahr 2011. Wir werden neue Formen und Standorte entwickeln, zum Beispiel an der neu gestalteten Seseke. Warum nicht mal Theater an der Pixelröhre und ein Kunstfest unter der Hochstraße?