Kamen. Das Weihnachtsgeschäft lässt die Kassen vor dem Jahreswechsel ein letztes Mal klingeln Zeit für eine Bilanz. Die fällt bei den Geschäftsleuten ganz unterschiedlich aus. Klar ist: Das es in Kamen nun kein Kaufhaus mehr gibt, wird zunehmend spürbar. Dieses Loch wollen die Einzelhändler stopfen. Wir müssen alle aktiver werden und für Anziehungspunkte sorgen, fordert Gerlinde Hopp.
Zusammen mit ihrer Familie betreibt sie die Buchhandlung am Markt. Ich bin auch bereit etwas dafür zu tun, sagt sie pragmatisch, denn das Weihnachtsgeschäft hat sie nicht zufrieden gestellt. Den Umsätzen vom letzten Jahr kann ich nur hinterher weinen. Die Samstage sind furchtbar hier. Da sieht man, dass die Stadt sehr leer ist. Besonders der fehlende Weihnachtsmarkt habe in diesem Jahr negativ zu Buche geschlagen.
Kaufhaus-Schließung trifft das Zentrum
Aktionen wie Late Night Shopping mit längeren Öffnungszeiten nutzen ihrer Meinung nach nur, wenn sie mit größeren Veranstaltungen verbunden werden, die auch entsprechend beworben werden. Dennoch: Mit der Jahresbilanz sind wir zufrieden, erklärt Gerlinde Hopp.
Die Schließung des Hertie-Kaufhauses treffe das Zentrum viel härter. Es fehlt hier nun an vielen Dingen. Seit es das Kaufhaus nicht mehr gibt, müsste ich sowas wie Briefumschläge anbieten. Keine schönen, sondern ganz einfache. Die gibt es hier nämlich nicht mehr zu kaufen vielleicht im Schreibwarengeschäft, sagt Gerlinde Hopp.
Dass einfache Dinge wie Glühbirnen oder Nähgarn nicht mehr in der Innenstadt zu kaufen seien, sieht auch Thomas Albrecht als Problem. Der Inhaber von Allkauf Foto warnt: Jede Stadt braucht einen Magneten. Albrecht selbst ist mit seinen Umsätzen in 2010 zufrieden. Für das kommende Jahr plant er den Fotobereich mehr auszudehnen und weniger Unterhaltungsmedien anzubieten.
Gerade die Unterhaltungselektronik boomt zur Weihnachtszeit im Geschäft von Friedrich Brumberg. Solche Waren werden überwiegend verschenkt und zwischen den Feiertagen werden die Geldgeschenke dort investiert. Die letzten Tage des Jahres sind immer noch sehr gut für uns, bilanziert der Geschäftsführer.
Auch die Bilanz für das gesamte Jahr fällt bei dem Elektro-Händler positiv aus. Wenn im nächsten Jahr nichts Unvorhergesehenes in der Wirtschaft passiert, glaube ich an eine gute Weiterentwicklung.
Für die Zukunft wünscht sich Friedrich Brumberg gleiche Öffnungszeiten in der gesamten Innenstadt. Es wäre wünschenswert, wenn beispielsweise alle Geschäfte am Samstag bis 18 Uhr geöffnet haben. Die individuellen Öffnungszeit sind ein großes Handicap für die City.
Auch Ulrich Kämpgen, Inhaber des gleichnamigen Bekleidungsgeschäftes, kann sagen: Wir haben ein sehr gutes Jahr gehabt auch weil das Umsatzvolumen von Hertie weggefallen ist. Gerade das Strumpfsortiment sei nun ein Alleinstellungsmerkmal in der Kamener Innenstadt, meint der Geschäftsmann. Diesen Bereich habe er nun schon ausgeweitet genauso wie den Wäschebereich.
Wochenmarkt ist Anziehungspunkt
Dennoch sieht er den Wegfall des Kaufhauses kritisch: Wir müssen sehen, dass Kamen attraktiv bleibt, appelliert Ulrich Kämpgen gleichermaßen an die Kamener Geschäftsleute und die Politik. Dabei schätzt er den Wochenmarkt als wichtigen Anziehungspunkt ein. Auch die Modenschau im letzten Frühjahr war ein Riesenerfolg für uns. Sowas müsste ausgebaut werden, findet er.
Das Weihnachtsgeschäft bei Ikea wurde stark von der winterlichen Wetterlage beeinflusst. Unser Einzugsgebiet erstreckt sich bis ins Sauerland. Bei schlechten Straßenverhältnissen sind weniger Menschen von dort gekommen, gibt Geschäftsführerin Kerstin Wolter zu bedenken. Für das nächste Jahr steht ein großer Umbau im Kamener Haus an: Die Möbelausstellung wird komplett umgebaut. Die gesamte obere Etage wird etwa im März neugestaltet, erzählt Wolter. Durch diesen Umbau erhofft sich das Einrichtungshaus große Resonanz von den Kunden.