Kamen. Die Vision einer per Glasfaser verkabelten Stadt sieht GSW-Geschäftsführer Jochen Baudrexl abhängig von der Zukunft des kommunalen Telefonverbundes HeLiNet. Ohne den werde es schwierig werden, Hochleistungskommunikation in die Haushalte zu bringen.
Andererseits hat gerade das Ausbleiben schneller Fortschritte bei der Glasfaserverkabelung nach Auffassung Baudrexls zu den Schwierigkeiten des Telekommunikationsanbieters und dessen Partnersuche beigetragen (wir berichteten). Ohne Glasfaser werde HeLiNet seine Produkte nicht gut genug vermarkten können. Im ruinösen Wettbewerb der klassischen Telefonie sei HeLiNet an Grenzen gestoßen. Die Glasfaserverkabelung aber werde immer mehr zu einer gewichtigen Infrastrukturfrage und zum Standortfaktor bei der Wirtschaftsförderung.
Bei der Gründung kommunaler Telefontöchter der Stadtwerke habe es durchaus Warnungen gegeben, so Baudrexl. Dennoch habe man damals die GSWcom gegründet und in den HeLiNet-Verbund eingetragen. Nach Anfangsverlusten habe HeLiNet auch schwarze Zahlen erreicht. Nun aber könne der Verbund ohne Kooperation oder andere Verbundformen allein den ruinösen Wettbewerb am Markt kaum durchstehen. Deshalb bedeute die Suche nach Partnern, möglichst ebenfalls solchen mit kommunalem Hintergrund, eine Chance, begrüßt er entsprechende Absichten.
Gemeinsam mit HeLiNet könnten die Gemeinschaftsstadtwerke dann auch die Glasfaserverkabelung vorantreiben. Die GSW könnten Schritt für Schritt die Glasfasernetze schaffen und sich über eine Verpachtung der Kabel an HeLiNet für Telefonie, Internetnutzungen und Fernsehen refinanzieren.
Dabei haben die GSW auch direkte Eigeninteressen im Blick. Neue intelligente Zähler und entsprechende Tarife lassen sich per Glasfaser zu intelligenten Netzen ausbauen. Dann, so Baudrexl, könnten zum Beispiel Strom- und Gasverbräuche per Fernabfrage ermittelt werden. In Schweden sei es heute schon möglich, dass Patienten aktuelle Krankendaten auf solchem Weg an ihren Arzt übermitteln.
In einem ersten Schritt müsse ein Masterplan her, der wirtschaftlich zu betreibende Glasfaserteilnetze im GSW-Gebiet benennt und Reihenfolgen festlegt. Eine stadtweite Glasfaserverkabelung in einem Zug würde auch die Finanzkraft der GSW bei weitem überschreiten. In Frage kämen zunächst intensiv bebaute Stadtareale.
Gefragt sei Glasfaser auch in Gewerbegebieten. Wirtschaftlich sei deren Betrieb dort oft nicht. Bergkamen versuche gerade, so etwas mit überörtlicher Förderung auf den Weg zu bringen.
Der richtige Zeitpunkt dafür, die Glasfaserverkabelung voranzutreiben, sei jetzt, so Baudrexl. Große Konkurrenten seien erst einmal mit den zentralen Ballungsräumen beschäftigt.