Arbeitslosentreff hat ausgezittert

Kamen. Eigentlich müsste sich Melanie Pieper um ihre eigene Bewerbung kümmern. Doch seit die 34-Jährige in Vollzeit im Arbeitslosenzentrum im Bahnhof arbeitet, werkelt sie vor allem an den Bewerbungsunterlagen ihrer Kunden – Arbeitslosen oder Arbeitssuchenden, wie sie selbst eine ist.

Denn der momentane Job der gelernten Verwaltungsfachangestellten ist auf maximal ein Jahr befristet und wird finanziert vom Jobcenter Kreis Unna (ehemals ARGE). Ihr Arbeitgeber allerdings ist die Bildung + Lernen gGmbh, ein Unternehmen der AWO Unterbezirk Unna. Diese ist ganz entscheidend angewiesen auf Fördermittel, um solch eine Einrichtung wie das Arbeitslosenzentrum zu finanzieren.

Langzeitarbeitslose hilft Schicksalskollegen
Erstmals nach zwei Jahren gibt es dafür wieder Fördergelder vom Land NRW. „Unsere Sachkostenforderung für dieses Jahr von 15 000 Euro wurde bewilligt“, zeigt sich AWO-Geschäftsführer Peter Resler zufrieden. „Dann müssen wir nicht ständig zittern“. Denn von 2008 bis 2010 gab es keinen Zuschuss vom Land.

Deshalb musste das Arbeitslosenzentrum sogar kurzzeitig für zwei Monate schließen. „Das war eine turbulente Zeit, als die Landesmittel wegfielen“, erinnert sich Inge Heckmann von Bildung + Lernen. Eine Zwischenlösung fand die Einrichtung zusammen mit der ARGE, die das Arbeitslosenzentrum im Rahmen der Job-Offensive 50 Plus zusätzlich unterstützte. Damit war auch das Beratungsangebot für alle Arbeitslosen weiterhin möglich.

Mit der jetzigen Förderung durchs Land sorgt die ARGE nur noch für das Personal — was das Kamener Arbeitslosenzentrum betrifft also nur für Melanie Pieper, die dort derzeit allein die Stellung hält. „Die Stelle wird ausschließlich von Alg II-Beziehern besetzt“, erklärt Olaf Koslowski vom Jobcenter Bergkamen. „Ziel ist natürlich, den Bewerber wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern“, ergänzt sein Kamener Kollege Dirk Hemeier.

Für Melanie Pieper könnte die Stelle sogar ein Sprungbrett für ihre weitere Karriere bedeuten. Sie würde selbst nämlich gern als Arbeitsberaterin tätig sein. „Die Bewerbung ans Jobcenter hab ich schon eingereicht“, lacht die 34-Jährige.

Im Gegensatz zu den Mitarbeitern im Jobcenter kann sie sich mit ihren Kunden viel Zeit für die Ausarbeitung der Bewerbungsanschreiben und sonstigen Unterlagen nehmen. „Mit einer gelernten Familienberaterin, habe ich mehr als zwei Stunden an der Bewerbung gesessen“, erzählt Melanie Pieper. Bewerbungen von der Stange sind nämlich nicht ihr Ding.

„Das ist auch gar nicht möglich“, sagt die 34-Jährige. Ein Lagerarbeiter ohne Schulabschluss habe schließlich andere Voraussetzungen als eine junge Frau, die sich um einen Studienplatz bewirbt. Für Melanie Pieper ist entscheidend, dass sich ihr Kunde in der Bewerbung wiederfindet. „Am Schluss muss er sagen können: das bin ich“.