Kamen. Laufen der Stadt die Marktbeschicker davon? Am Dienstag jedenfalls war auf dem Markt tote Hose. Und das nicht nur, weil diesmal der größte Marktbeschicker, der Textilhändler Singh, fehlte.
Gerade einmal 22 Händler – an guten Tagen sind es bald doppelt so viele – hatten ihre Stände aufgebaut, so wenig wie kaum je zuvor an einem Dienstag, der ohnehin der schwächere der beiden Markttage ist. Alarmierend auch, obwohl im Januar witterungsbedingt ohnehin weniger Händler kommen. Ich war jedenfalls erschrocken, als ich die großen Lücken sah, gesteht Ronald Sostmann, oberster Wirtschaftsförderer der Verwaltung und 2. Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Kaufleute der Innenstadt (KIG). Seine Erklärung: Die Marktentwicklung in Kamen passt sich der Wirtschaftslage an. Die aktuelle Situation will er am Rande des heutigen Markttages mit den Marktsprechern analysieren. Ohnehin reden wir regelmäßig miteinander.
Gravierender als der Rückgang der Markthändler ist die sinkende Zahl der laufenden Meter, für die Kamens Marktmeister die Gebühren abkassiert. Natürlich verlieren wir den ein oder anderen Händler, sei es durch Insolvenzen oder weil es sich wirtschaftlich nicht mehr lohnt. Mehr als das fällt aber ins Gewicht, dass die Marktstände selbst kleiner werden. Dem hat die Verwaltung bei ihrer Haushaltsplanung Rechnung getragen und die Zahl von 26 000 laufenden Metern pro Jahr um rund ein Viertel auf 19 500 reduziert. Sostmann rechnet mit einer Marktgebühreneinnahme von circa 42 000 Euro, weist aber darauf hin, dass von dieser Summe noch Kosten abgerechnet werden müssen, die der Stadt zum Beispiel durch Reinigung und ähnliches entstehen. An den aktuellen Marktgebühren könne man die Entwicklung aber wohl nicht festmachen, glaubt Sostmann. Mit 1,78 Euro pro laufendem Meter und einer Mindestgebühr von 7,31 Euro (1 bis 4 Meter) liegen wir im unteren Mittelfeld.
Adenauerstraße als neuer Marktplatz?
Dass der Markt am vergangenen Dienstag ein überschaubares Warenangebot präsentierte, fiel zwangsläufig ins Auge, weil die raumgreifenden Kleiderständer von Textilhändler Singh nicht aufgebaut waren. Zusätzlich fehlte der ein oder andere Händler, aber grundsätzlich finde ich das Angebot frischer Waren – Wurst, Eier, Käse, Gemüse, Obst, Fleisch und Fisch – in Kamen durchaus noch vorzeigbar im Vergleich zu anderen Marktplätzen, meint Sostmann.
Dennoch macht er sich vor allem um den Dienstag Sorgen: Es wäre für die gesamte Kaufmannschaft der Innenstadt schade, wenn der zweite Markttag wegfiele, denn Markttage bringen Leben in die Fußgängerzone. Apropos Fußgängerzone: In Markthändlerkreisen soll es durchaus Stimmen geben, die sich für eine erneute dauerhafte Veränderung des Markt-Standortes in der Innenstadt stark machen. Sie favorisieren die Adenauerstraße. Möglicherweise wird auch das heute mit Sostmann diskutiert.