Bach bringt mehr Lebensqualität

Dass der Mühlbach den Heeren-Wervern am Herzen liegt, zeigte sich einmal mehr bei der Informationsveranstaltung am Dienstagabend im Luther-Zentrum. Wie sollte es auch anders sein: Selbst die ältesten Ortsteilbewohner können sich kaum noch daran erinnern, dass der Bach einmal etwas anderes war als die offene Abwasserleitung mitten im Dorf.

Das soll nun sehr bald anders werden. Noch Ende dieses Monats beginnen die Bagger, die unnatürlichen Sohlschalen zu entfernen und das Gewässer neu zu modellieren – fast wie einen natürlichen Bach, fast so überzeugend naturnah, wie es die Körne in Methler schon ist. Nicht ganz so viel Platz zum natürlichen Schlängeln wird der Heerener Mühlbach demnächst bekommen. Dafür ist ihm im Laufe der jüngeren Ortsgeschichte die Bebauung einfach zu nahe an die Ufer gerückt.

Anlieger fürchten Gebäudeschäden

Und auch die vorhandenen Brücken werden – aus Kostengründen – bleiben, so dass die ganz große Lösung für den kleinen Bach nicht möglich ist.
Damit hatten sich die interessierten Besucher der vom Lippeverband organisierten Informationsveranstaltung aber auch schon längst abgefunden. Sie interessierten sich mehr für den (überzeugend dargestellten) Hochwasserschutz, für die Taktik des Vorgehens, für die Belastungen während der Bauphase oder auch die neuen Zugangsmöglichkeiten zum erneuerten Bach.
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Hier allerdings hätte man sich durchaus etwas mehr erhofft, als jetzt realisiert werden wird. Zwischen Hammer und Wideystraße können Radler und Fußgänger dem Bachverlauf demnächst gut folgen. Im großen Teilstück zwischen Westfälischer und Bergstraße aber bleiben die Wirtschaftswege des Lippeverbands für die Erholung suchende Öffentlichkeit gesperrt. Unter anderem, weil viele Mühlbach-Anlieger lieber keine neuen öffentlichen Wege direkt an der Gartengrenze möchten.

Dieser Zielkonflikt sei klassisch für ähnliche Vorhaben, erläuterte Lippeverbandssprecher Michael Steinbach. Auch im Bereich zwischen Berg- und Heerener Straße können nicht alle Wünsche erfüllt werden, wie die Infoveranstaltung zeigte. So gelang es nicht, die Ackerfläche westlich des Mühlbachs zu erwerben, um das Gewässer hier stärker zu modellieren und einen Rad-/Fußweg zur Anbindung des Baugebiets Klothmanns Kamp anlegen zu können. Radler und Fußgänger können allerdings an der östlichen Seite des Bachs von der Bergstraße aus bis zum neuen Weg längs der Seseke gelangen.

Besorgte Südfeld-Anlieger äußerten die Befürchtung, dass die Bauarbeiten erneut Gebäudeschäden verursachen könnten. Hier wiesen die Planer darauf hin, dass die Arbeiten am Bachbett selbst weit weniger gefährdend seien als die vorbereitenden Kanalarbeiten.

Dennoch soll auf Anregung der Anlieger geprüft werden, welche Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden können, um ganz auf der sicheren Seite zu sein. In jedem Fall hingenommen werden müssen die rund 2000 Lkw-Fahrten, die durch den Abtransport von Böden verursacht werden. 29 000 Kubikmeter sollen bewegt werden. Bis Juli kommenden Jahres ist damit zu rechnen.

Dann wird der Heerener Mühlbach wieder ein Bett wie ein richtiger Bach haben. Mit geringerem Gefälle und deutlich reduzierter Fließgeschwindigkeit – was ihn auch für spielende Kinder entscheidend entschärfen wird. Und mit einem Angebot für Fauna und Flora, sich hier einen „neuen“ Lebensraum zu erschließen, der dem östlichen Kamener Stadtteil ein reichliches Plus an Lebensqualität bescheren wird.