Vielleicht hat es in den Köpfen geklickt

Kamen. Kalt war es, nass dazu. Das störte weder jene, die schon vor Jahrzehnten gegen Atomkraft auf die Straße gingen, noch die, die zum ersten Mal dabei waren. 200 Kamener folgten dem Aufruf zu einer Mahnwache im Gedenken an die Opfer in Japan und zum Protest gegen Atomkraft.

Bunt gemischt war der Kreis. Natürlich schwenkten Grüne als Initiatoren auf dem Markt Fahnen mit dem alten „Atomkraft? Nein Danke“. Ratsfrau Alexandra Möller hat Tschernobyl in Schulzeiten erlebt. Jetzt sorgt sie sich als Mutter eines kleinen Jungen. „Das sensibilisiert ganz besonders“, sagt sie. Manche hat das Geschehen in Japan wieder auf die Straße getrieben. Heinrich Rickwärtz-Naujokat gehört dazu. Der pensionierte Lehrer hat schon in den 80er gegen Atomkraft protestiert. Damals habe man als Jungsozialist im Hinterzimmer darüber beraten müssen. Der Parteivorstand habe das gar nicht gerne gesehen
Bernhard Büscher reiht sich ein. Für ihn ist es neu, aus Betroffenheit auf die Straße zu gehen. Früher sei er mit der Sicherung von Protesten betraut gewesen, erzählt der pensionierte Bezirksbeamte.

Pastor Ulrich Poth hat früher die Friedenssorge auf die Straße gebracht. Kritisch habe er Atomkraft immer gesehen. Es könne nicht sein, dass man wegen angeblich billigerem Strom in Kauf nehmen, dass Menschen in solcher Weise gefährdet werden, sagt er.

Stadtdezernent Uwe Liedtke ist mit Familie da. Er habe schon vor dem Abitur gegen Atomkraftwerke protestiert. Sein Chef, Bürgermeister Hermann Hupe steht nicht weit entfernt. Für ihn sei immer die ungeklärte Endlagerung ein entscheidendes Argument gewesen. Und auch Klaus Gube harrt aus, Bezirksvorsitzender der Schlichter. Wenn es sein müsse, könne er auch mal rein hauen, sagt er. Und hier müsse das sein.

Mit dem geplanten Ende der Mahnwache auf dem Alten Markt endet sie keineswegs. Man tauscht sich aus, über Japan und Atompolitik und die Frage, was man tun könne. Bei den Grünen kursiert eine Idee der Parteifreunde aus Bönen. Vielleicht könne man ja erreichen, dass die GSW Kamen künftig ganz ohne Atomstrom versorgen. Nicht nur einer der Mahnwachenteilnehmer hofft: „Vielleicht hat es in den Köpfen geklickt“.