Kamen. Das Parkhaus ist längst freigegeben, die ersten Bäume gepflanzt und sogar die Unterstellplätze des neuen Bussteigs sind montiert: Das neue Bahnhofsumfeld nimmt so langsam Konturen an. Es ist aber noch allerhand zu tun. Im Sommer 2012 soll das 8,5 Millionen Euro teure Bauprojekt Netzschluss Innerer Ring abgeschlossen sein. Ein guter Zeitpunkt, um eine Halbzeitbilanz zu ziehen. Die WR ging mit Uwe Liedtke, Fachdezernent für Planung, Bauen und Umwelt, sowie Jens Neunert, Gruppenleiter Straßen und Verkehr, über die Großbaustelle.
Der Kreisverkehr
Schon Anfang Mai soll der Kreisverkehr am Bahnhof freigegeben werden. Das Kanalnetz ist dort bereits ausgebaut worden. Nun müssen noch die Bordsteine gesetzt, die Gullis angeschlossen und eine Asphaltschicht auf die Fahrbahn aufgebracht werden. Im inneren Ring des Kreisverkehrs entsteht zudem noch ein Beet mit drei Bäumen und Rasen, die im Herbst gepflanzt werden. Der Verkehrsfluss ist durch den Kreisverkehr nun deutlich verbessert: weniger Lärm, weniger Wartezeit, erklärt Uwe Liedtke. Um auch nachts gefahrlos den Kreisel durchfahren zu können, werden in die Steine des inneren Rings LED-Lampen eingebaut. Die Baustelle rund um den Kreisverkehr hat den Planern am meisten Sorgen bereitet: Im Vorjahr wurden dort bekanntlich unterirdische Teerölbecken gefunden. Das Ziel, Ende 2011 das gesamte Bauprojekt fertig zu stellen, war durch diesen Fund nicht mehr zu erreichen. Zudem kostete deren aufwändige Sanierung zusätzlich 750 000 Euro, von denen 80 Prozent aus Landesmitteln finanziert wurde. Trotz dieser Kosten mussten wir unseren Etat nicht erhöhen, sagt Liedtke. Es bleibt bei einer Gesamtsumme von 8,5 Millionen Euro.
Das Parkhaus
Fast die Hälfte dieser Summe wurde für den Bau des neuen Parkhauses ausgegeben: 3,5 Millionen Euro. Es bietet auf sechs Etagen 423 Autos Platz. Jede Etage hat zwei Ebenen und trotzdem sind die Spuren in diesem Parkhaus größer als in anderen Städten, sagt Jens Neunert. Und trotzdem sind diese nicht ausreichend, wie Uwe Liedtke weiß: Der Parkdruck wird immer größer, da von keinem Bahnhof im Kreis Unna aus mehr Leute pendeln als von hier. Schon gegen 8.30 Uhr ist das Parkhaus voll. Zusätzliche Parkplätze künftig nur noch für Behinderte und Kurzzeitparker finden sich demnächst direkt am Eingang zum Bahnhof sowie im Bereich der Einfahrt zum Parkhaus. Mit viel Liebe zum Detail planten die Macher: von der Steinwahl bis zur Glasfassade, in der sich der denkmalgeschützte Bahnhof spiegelt. Zudem wurden nach Absprache mit dem Naturschutzbund Löcher im Mauerwerk gelassen. Diese dienen als Nisthilfe für Mauersegler.
Der letzte Schritt zur Fertigstellung ist die Ausfahrt aus dem Parkhaus. Derzeit ist diese provisorisch parallel zur Einfahrt, also auf der Straße Am Bahnhof. Doch schon bald soll die Ausfahrt auf die Westicker Straße leiten, um möglichst breite Ein- und Ausfahrtsrampen zu ermöglichen.
Verzichten müssen die Parkenden künftig auf einen Kiosk. Alternativen stehen aber im Bahnhof und in der Umgebung zur Verfügung, so Liedtke. Eine Behindertentoilette, die zuvor nahe des Parkhauses verortet war, wechselt jetzt auf die westliche Seite des Bahnhofgebäudes.
Der Bahnhof
Der vorherige Busbahnhof wird künftig zur Hauptverkehrsader und leitet direkt zum Kreisverkehr. Dafür mussten zwei der drei Bussteige weichen, die nun zwischen Parkhaus und Bahnhof wieder errichtet werden. Die ersten beiden Unterstellplätze sind bereits installiert. Edel wirkt das graue Gehäuse mit Eisenglimmer, weißer Gravur (Bahnhof Kamen) und Holzelementen. Eine digitale Fahrgastinformation soll das moderne Unterstellhäuschen abrunden. Aus der vorherigen Betonwüste ist ein echter Hingucker entstanden, urteilt Jens Neunert. Feingliedrige Eschen verbessern den optischen Eindruck des Bussteiges noch einmal. Das wertet das Bahnhofsquartier auf, findet auch Uwe Liedtke.
Zudem ist ein taktiles Leitsystem für Blinde und Sehbehinderte in die Gehwege rund um den Busbahnhof eingelassen.
Der Kanalbau
Ab Mitte Mai, wenn das Gelände rund um den Kreisverkehr fertig ist, steht der Lückenschluss des Kanalnetzes an. Vom Busbahnhof bis zur Unterführung und im Anschluss zwischen Bahnhof und Polizei werden die Straße aufgerissen. Neben dem Kanalbau soll der gesamte Straßenraum erneuert werden. Dies soll bis November abgeschlossen sein. Der letzte Bauabschnitt wird ein Teil der Bahnhofstraße zwischen Koppelstraße und Sesekedamm sein. Der letzte Bauzaun soll Mitte 2012 abgebaut werden. Allein der Kanalbau kostet zusätzlich 1,5 Millionen Euro.