Der letzte Mai für Kamens DGB

Kamen. Die Forderung nach fairen Löhnen im Aufschwungsdeutschland verklang hinter dem Abgesang auf gewerkschaftliche Strukturen in der Stadt. Zum letzten Mal organisierte ein DGB-Ortsverband in Kamen eine Mai-Kundgebung.

Vielleicht 100 Kamener folgten dem Aufruf zum Tag der Arbeit in der Stadthalle, eher noch ein paar weniger, als im Vorjahr. Dabei war mit Norbert Römer kein schlechter Kundgebungsredner gefunden worden – langjähriger regionaler IGBCE-Funktionär und jetzt Vorsitzender der SPD-Fraktion im NRW-Landtag.

Römer wie der DGB-Ortsverbandsvorsitzende Jürgen Zimmer forderten Teilhabe der Beschäftigten am XXL-Aufschwung, faire Löhne, Investition in Bildung, Korrekturen im Gesundheitssystem. Staat habe in der Krise geholfen, nun dürften nicht Leiharbeit und Lohndumping folgen.

Doch während all das wenig überraschte, ergriff nach Römers Festsprache Jürgen Zimmer noch einmal das Wort. Spürbar frustriert versuchte er, Wut und Ärger im Zaum zu halten. Entgegen aller Hoffnung werde die DGB-Strukturreform schon im Herbst den Ortsverband Kamen in einem Kreisverband aufgehen lassen. Zimmer: „Da werden bewährte, Jahrzehnte alte Strukturen zerstört.“

Kreisangehörigen Städten würden künftig keine eigenen Strukturen mehr zugebilligt. Zimmer: „Wir verlieren Eigenständigkeit, Handlungskompetenz und Finanzen.“ Er betonte: „Ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll. Persönlich werde ich am Tag der Fusion Konsequenzen ziehen, für mich war es dass dann.“ Bis dahin werde er kämpfen um soviel DGB wie möglich.

Im Gespräch mit unserer Zeitung räumte Zimmer ein, dass verminderter Zuspruch zu Aktionen wie der Maikundgebung der Strukturreform Argumente geliefert hätten. Teilnehmerzahlen würden abgefragt und registriert. Dennoch, so ist er überzeugt, hätten gewerkschaftliche Strukturen in der Stadt immer funktioniert, wenn sie gebraucht worden seien. Ein Beispiel dafür hing an der Wand: Die Rettung der Hellmig-Klinik durch Zugeständnisse von Belegschaft und Gewerkschaft.

Zimmer bedankte sich für jahrelange gute Kooperation bei Mitstreitern, Einzelgewerkschaften und Stadt