Kamen. Eine Pressekonferenz gehört in der Regel nicht zu den vergnügungssteuerpflichtigen Tätigkeiten eines Journalisten. In Hinterzimmern preisen Macher ihre Veranstaltungen an, diktieren Dutzende zurecht gelegte Sätze in die Schreibblöcke und reichen schließlich eine Pressemitteilung, in der eben diese Sätze schwarz auf weiß nachzulesen sind. Danke. Bitte. Tschüss.
Diesmal ist alles anders. So anders, wie die Veranstaltung selbst, die da an jenem Nachmittag beworben wird. Vom 27. bis 29. Mai finden nämlich erstmalig die Internationalen Kamener Highland Games auf dem Segelflugplatz Kamen statt gemeinsam mit dem längst etablierten Drachenfest Kite.
Weltmeister wirft mit 120-Kilo-Baumstamm
Highland Games das klingt nicht nur nach purer Muskelkraft, schottischer Dudelsackmusik und Kilt-Parade. 21 Profis aus aller Welt haben sich bereits angemeldet, darunter der amtierende Weltmeister Larry Brock jun. aus den USA, der 120-Kilo-Baumstämme wirft wie andere Tennisbälle. Zudem kommen der belgische und der japanische Meister sowie eine Dame, die im Guinness-Buch der Rekorde steht. Sie warf ein Bierfass 3,80 Meter in die Höhe. Nicht leer. Mit zehn Kilo Sand gefüllt. Noch Fragen?
Diese Veranstaltung galt es nun also zu bewerben. Daniel Hoffacker, Hoteldirektor des Park Inn Kamen/Unna, hatte schon vor einigen Monaten seine Unterstützung zugesagt und wird die Teilnehmer während des Wettkampf-Wochenendes beherbergen. Gar nicht brauchtumsgetreu aber wer will schon kleinlich werden. Eben jener Daniel Hoffacker hatte auch die Idee: Ein Tauzieh-Wettbewerb wäre doch eine schöne Sache. Gegen den Clan Ironforge Hamm, ein Profi-Team, das seit zweieinhalb Jahren in dieser Disziplin ungeschlagen und ganz nebenbei auch Organisator der Highland Games ist.
Ein Seil, zwei Mannschaften, ein ungleiches Duell. Die einen Anzug, Krawatte, Lederschuhe. Alternativ auch Kochmütze und Schürze. Die anderen in Kilt, Turnschuhe und Waden, die in manchen Fällen den Oberschenkeln der Gegner gleich kommen. Zugegeben: Beim Hotelpersonal packen 13 Tauzieher an, bei den Profis nur zehn, inklusive zweier Kinder. Fakt ist: Hauptsponsor und Veranstalter ziehen heute nicht an einem Strang.
Am Sonntag greifen die Amateure ins Geschehen ein
Hau-Ruck. Und ziiieeeh. Die keltische Tradition lebt. Am Ende haben die Profis den längeren Atem und gewinnen. Alexander Dißel ist der Häuptling des Clans, er lobt die Gegner, die immerhin eins der drei Duelle für sich entschieden. Die Highland Games sind eine Randsportart. Das soll auch so bleiben, hechelt Dißel ein paar Minuten später. Schließlich geht es hier nicht gegeneinander, sondern gegen das Gewicht.
Während der Samstag, 28. Mai, ganz im Zeichen der Profis steht, dürfen am Sonntag die Amateure ran. In Sechser-Mannschaften treten alle an, die Lust auf Tauziehen, Hufeisenwerfen und Baumstammüberschlag haben. Zwölf Disziplinen gilt es insgesamt zu bewältigen. Einzige Bedingung: Ein Kilt-ähnliches Beinkleid muss getragen werden. Es darf auch eine umgebundene Tischdecke sein, sagt Dißel, der bei kostenlosem Eintritt 5000 bis 10 000 Zuschauer erwartet. Bislang haben sich zehn Mannschaften für den Amateur-Wettbewerb gemeldet, zehn weitere Startplätze für lokale Mannschaften sind noch frei.
Im Vordergrund steht einzig und allein der Spaß, stellt Alexander Dißel klar und schnauft ein letztes Mal durch. Das bewies schon die Pressekonferenz. So ganz im Freien, mit Kilt.