Kamen. Wären alle Dachflächen im Stadtgebiet mit Solarzellen ausgestattet, könnte mit dem Energiegewinn der gesamte Stromverbrauch der privaten Haushalte in Kamen gedeckt werden. Doch die Realität auf Kamens Dächern sieht anders aus: Laut GSW werden nur 310 Anlagen in Kamen betrieben. Dabei wäre jedes zweite Gebäude, also mehr als 11 000, mindestens bedingt für den Einsatz von Solarenergie geeignet. Das zumindest belegt das neu entwickelte Solarpotenzialkataster für die Stadt Kamen, das in Kooperation mit der Volksbank entstanden ist.
Lohnt sich Solarenergie für mich? Eine Frage, die sich viele Hausbesitzer stellen und bislang nur mit großem Arbeitsaufwand beantwortet bekamen. Das Solarpotenzialkataster, eine internetgestützte interaktive Karte, auf der jedes Gebäude der Stadt aus der Vogelperspektive zu sehen ist, macht die Beantwortung nun kinderleicht. Reinklicken oder die eigene Adresse eingeben, ranzoomen, ansehen. 99,98 Prozent der Gebäude wurden auf ihre Eignung überprüft und farblich kenntlich gemacht. Rot bedeutet nicht geeignet, gelb bedingt und grün gut geeignet.
Doch dies ist nicht der einzige Nutzen für den Hauseigentümer: Er kann sich mit wenigen Klicks ausrechnen lassen, wie hoch die Investition und der prognostizierte Ertrag ist. Welche heimischen Handwerker zur Auswahl stehen, wie die Finanzierung vonstatten geht und wie viel CO2 dadurch eingespart wird.
Heimische Wirtschaft ist weiterer Nutznießer
Ein wunderbares Instrument, nennt es Bürgermeister Hermann Hupe, der nicht nur den Hauseigentümer als Nutznießer ausmacht. Auch die heimische Wirtschaft werde angeregt.Wird nämlich das gesamte Potenzial genutzt, bedeutet dies dezentrale Investitionen von rund 250 Millionen Euro. Davon blieben bis zu 25 Prozent bei den örtlichen Handwerkern. Zudem würde, so Hupe, Kamen durch die Reduzierung der CO2-Emissionen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Die ortsansässige Volksbank Kamen-Werne eG hat die Analyse für die Stadt Kamen finanziert. Die Software stammt indes von dem Dortmunder Unternehmen tetraeder.solar GmbH, die die Laserscan-Daten, die das Land NRW aus der Luft erstellt, für das Kataster ausgewertet hat.
Wie die Berechnung einer vergleichbaren Stadt zeigt: Das errechnete Potenzial lag in diesem Fall sogar acht Prozent unter dem realen Wert. Es ist uns wichtig, ein realitätsnahes Bild aufzuzeigen, ohne zu viel zu versprechen, sagt Dr. Stephan Wilforth von tetraeder.solar.
Untersucht wurden 22 812 Gebäude. Rund 1,1 Millionen Quadratmeter Dachfläche könnten sinnvoll mit Solarzellen bestückt werden. Das ergäbe einen energetischen Ertrag von gut 89 Millionen kW/h.