Kamen. Wir müssen so schnell wie möglich weg von der Kernenergie, fordert Klaus-Bernhard Kühnapfel für die Grünen. Auf Initiative seiner Fraktion verlangt der Rat von den Gemeinschaftsstadtwerken GSW Anstrengungen, um den Atomanteil im eigenen Strommix zu reduzieren.
Die jüngsten Ereignisse haben gezeigt, dass es sich bei der Kernenergie um eine risikoreiche, nicht beherrschbare Technologie handelt, die keine Fehler verzeiht, begründen die Grünen ihren Vorstoß. Zudem sei das Problem der Endlagerung von Atommüll nicht gelöst. Preise für Atomstrom berücksichtigten die wirklichen Kosten dieser Technik nicht. betont Kühnapfel.
Die Grünen hätten am Liebsten die GSW aufgefordert, auf Strom aus Atomkraftwerken ganz zu verzichten. Der Rat beschloss am Ende eine gemäßigtere Forderung, die aber am Ziel des Ausstiegs aus der Kernenergie festhält. Von den GSW wird zunächst gefordert, im Rahmen ihrer Einkaufsverbundes darauf hin zu wirken, den Anteil des Atomstroms nachhaltig zu reduzieren. Der Anteil regenerativer Energien soll im gleichen Maß steigen. Allerdings soll zugleich den wirtschaftlichen Interessen der GSW Rechnung getragen werden.
Als pragmatisch, realistisch und verantwortungsvoll lobte Heinrich Kissing den von der Stadtverwaltung formulierten Beschlusstext. Er warnte allerdings auch, keine Energieart sei risikolos und bleibe ohne Folgeprobleme.
Die SPD-Fraktionsvorsitzende Marion Dyduch sieht die GSW schon auf dem gewollten Weg. Das Unternehmen investiere weiter in regenerative Energien im Windpark vor Borkum. Es sei erschreckend, dass erst eine Katastrophe deutlich mache, dass die Kritiker der Kernenergie Recht haben. Sorge mache, dass sich schon wieder neues Lobbyistentum zeige. Neue Ökolügen lehnte sie ab und unterstrich damit die Zusatzforderung, die GSW sollten weiter keine sogenannten RECS-Zertifikate nutzen, die Atomstrom mit grünem Etikett versehen.
Linken-Ratsvertreter Klaus-Dieter Grosch berichtete, er habe als Lehrer mit einer Klasse die Tschernobyl-Ausstellung in Kaiserau besucht. Die Schülerfrage, wieso danach noch Kernenergie genutzt worden sei, habe er nicht beantworten können.
Auch die FDP trug den Beschluss mit. Heike Schaumann forderte, die Abkehr von der Kernenergie dürfe keine Rolle rückwärts zu fossilen Brennstoffen bedeuten.
Für die BG erklärte deren Ratsvertreter Dieter Kloß, Angst sei ein schlechter Ratgeber, auch wenn er die Gefahr der Kernenergie einräume. Dem Ratsentscheid schloss er sich am Ende dennoch an.