Mühlbach weckt internationales Interesse

Kamen. Der Heerener Mühlbach im Blickpunkt internationalen Interesses: Über die naturnahe Gestaltung eines Baches als Beitrag zur Klimaanpassung informierten sich gestern Experten aus acht EU-Ländern direkt an der Baustelle.

Rund 60 Klimawandel-Experten kamen zum „1st Cluster Expert Board Meeting“ des Projekts „SIC adapt!“ in Holzwickede zusammen, um gemeinsam über Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel zu diskutieren.

Ein Teil der Gäste unternahm einen Abstecher zum „Heerener Mühlbach“, den der Lippeverband gerade im Rahmen des EU-Projektes „Future Cities“ mit entsprechenden Fördermitteln naturnah umgestaltet.

Grenzübergreifende Vernetzung

„Besonders dicht besiedelte Städte sind durch den Klimawandel von Starkregen oder sommerlichen Hitzewellen betroffen, Wasserwirtschaft und Stadtentwicklung müssen sich auf die Folgen vorbereiten“, sagt Michael Steinbach, Pressesprecher des Lippeverbandes. Am Heerener Mühlbach soll dies durch eine Stärkung des natürlichen Wassersystems geschehen, konkret soll ein „grün-blauer“ Klima-Korridor entstehen, den Lippeverband, Stadt und Anlieger gemeinsam realisieren: Der bisher kanalisierte Bach wird wieder naturnah, das anfallende Regenwasser wird für den Bach genutzt. So soll ein natürliches Ökosystem entstehen, dass durch einen ausgeglichenen Wasserhaushalt sowohl Starkregen als auch Trockenperioden besser verkraftet. Das Regenwasser wird vom Kanalnetz abgekoppelt und in den Bach geleitet. Die Gefahr, dass der Kanal durch heftigen Regen überlastet ist und überläuft, wird so reduziert. Außerdem verliert der Mühlbach sein Betonkorsett. Vegetation und ein gestärkter Wasserkreislauf soll die ökologische Funktion stärken, so dass Wetterextreme wie zu viel Regen oder starke Hitze gemildert werden und – sich außerdem das Stadtklima verbessert.

Die internationalen Gäste, unter ihnen Vertreter aus Kommunen, Planungsbehörden und Wissenschaftler aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich und England wollten sich vor Ort davon überzeugen, dass an dieser Stelle die EU-Förderung sinnvoll eingesetzt wird.

„Future-Cities versucht ähnlich gelagerte Projekte grenzübergreifend miteinander zu vernetzen“, erklärt Michael Steinbach. „Der Heerener Mühlbach ist ein gutes Beispiel dafür, dass Wasserwirtschaft und Stadtplanung zusammen gehören. Hier kann zwar kein aktiver Beitrag zum Klimawandel geleistet, aber immerhin Klimaschutz betrieben werden.“