Heeren-Werve. Wer im Südfeld in Heeren auf Anhieb sein Ziel finden will, muss sich auskennen. Schmale, verwinkelte Straßen kreuzen sich, gerade und ungerade Hausnummern wechseln sich auf ein und derselben Straßenseite ab. Eng besiedelt ist sie, diese Bergbausiedlung, die bereits den Großteil ihrer Bergmänner verloren hat.
Und mit ihnen den typisch rauen Charme der Kumpel. Eines aber hat in den vergangenen 57 Jahren überlebt: die Siedlergemeinschaft Südfeld, mit 310 Mitgliedern eine der größten in Kamen.
Es ist hier deutlich schmucker geworden, seit die finanzielle Situation hier viel besser ist, sagt Burkhard Allebrodt. Der pensionierte Kriminalbeamte ist der 1. Vorsitzende, erst der dritte in der langjährigen Vereinsgeschichte. Tatsächlich hat so mancher Anwohner in den vergangenen zwei Jahrzehnten Geld in die Hand genommen und sein Eigenheim an- und ausgebaut. Früher mussten sie hier auf jeden Pfennig achten. In einer Zeit, als die Mieten für eine Doppelhaushälfte bei 126 Mark lagen und auf der Straße noch der Asphalt fehlte. Wer hier baute, hatte nicht viel, erzählt etwa Marianne Koppka.
Heute stehen entlang der Lenau- oder Gerhard-Hauptmann-Straße gepflegte Häuser, mit großen Grundstücken und grünen Gartenanlagen. Und wenn es an diesem Dienstag nicht aus Eimern regnen würde, wären auch spielende Kinder zu sehen. In den letzten Jahren ist uns der Generationswechsel gelungen, da viele jüngere Familien hierher gezogen sind. Während andere Siedlergemeinschaften kleiner werden, werden wir größer, sagt Allebrodt.
Nachwuchssorgen habe man aber dennoch bei den Aktiven. Nur die Wenigsten engagieren sich. Die Arbeit ist nur noch auf 15 Schultern verteilt.
Diese kurbeln aber nach wie vor. Erst kürzlich ging es per Rad auf gemeinsame Tour. Und selbst die Nachbarschaftshilfe wird im Südfeld noch groß geschrieben. Wir unterstützen uns gegenseitig, sagt Allebrodt. Ob Blumengießen beim urlaubenden Nachbarn, Renovieren bei der alleinerziehenden Mutter eines behinderten Kindes oder schlichtweg auf einander Acht geben die Liste der Hilfsangebote ist lang. Wenn es dann doch einmal Streitigkeiten am Maschendrahtzaun gibt, ist Schlichter Allebrodt zu Stelle.
Verein vertritt die Interessen der Bürger
Die wichtigste Aufgabe der Siedlergemeinschaft damals wie heute ist aber eine andere: Wir sprechen eine gemeinsame Sprache, so der Vorsitzende. Damals, als die Siedlung entstand, waren deren Adressat die Baufirmen, heute, fast sechs Jahrzehnte später, ist der Winterdienst Thema. Traditionell will die Siedlergemeinschaft nicht von der städtischen Straßenreinigung versorgt werden. Hier schrubben sie selbst. Doch dies beinhaltet auch den Winterdienst. Und den können die meisten älteren Herrschaften nicht mehr bewältigen. Aber um das durchzukriegen, werde ich noch dicke Bretter durchbohren müssen, so Allebrodt.
20 Euro pro Jahr kostet der Mitgliedsbeitrag. Der Clou: Jedem Mitglied gewährt die Versicherung zudem Vergünstigungen. Ein schlagkräftiges Argument gerade für Zugezogene. Erst nach einer gewissen Zeit, weiß Allebrodt, erkennen Neu-Mitglieder die wahren Vorteile. Sie stehen alle unter derselben Überschrift: Auf gute Nachbarschaft.