Kamen. Einen unverändert hohen Beratungsbedarf vermeldete die Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) der Diakonie gestern in Kamen. Alleine 63 Kamener Familien mit 131 Kindern wurden zu Erziehungsproblemen oder familiären Konflikten beraten.
Im Zusammenhang mit Trennung und Scheidung werden Kinder oft ausgenutzt, weiß Matthias Schlegel, einer von drei örtlichen Beratern, aus seiner täglichen Arbeit zu berichten. Zahlen belegen dies: 41 % aller Beratungen finden im Umfeld von Trennung und Scheidung statt.
Bei der Arbeit der Familienberatung der Diakonie steht das Wohl des Kindes im Vordergrund. Aus diesem Grund engagiert sich die EFL federführend im Arbeitskreis Kamener Praxis. Hier arbeiten Richter, Anwälte, Jugendämter, Beratungsstellen, Gutachter sowie Verfahrenspfleger eng zusammen, um bei familiengerichtlichen Verfahren schnell Entscheidungen im Sinne der Kinder zu treffen.
Im Sinne der Kinder ist sicher auch der Kurs Kinder im Blick, mit der die Beratungsstelle in Trennung lebenden Eltern zur Seite steht. Während des Kurses werden die Eltern an sechs Abenden je drei Stunden gecoacht. In einem praktischen Training wird den Eltern vor allem beigebracht, Konfliktsituationen zu lösen. Durch Reflektion und dem Erlernen neuer Methoden zeigen wir den Eltern, wie man Probleme löst, ohne die Kinder gegen den Expartner zu instrumentalisieren, fasst Gertraud Bungter-Striepens die Arbeit im Kurs Kinder im Blick zusammen. Der Kurs ist als Gruppenangebot konzipiert – eine Reaktion auf die prekäre finanzielle Situation der EFL.
Sinkende Kirchensteuern engen den finanziellen Spielraum der EFL zunehmend ein. Mehrere Teilzeitstellen konnten daher nicht neu besetzt werden, mehr Guppen- und weniger Einzelberatung sind daher das Mittel, das breite Angebot der EFL aufrechterhalten zu können.
Denn das Angebot der EFL bleibt wichtig: Trotz des demographischen Wandels suchen unverändert viele Familien den Rat der Beratungsstelle. Die Versorgungsdichte psychotherapeutischer Angebote ist unzureichend, die schnelle Hilfe, die wir bei der EFL leisten, deshalb sehr wichtig, stellt der Berater Matthias Schlegel fest. Bei Wartezeiten von bis zu einem Jahr ist die Beratungsstelle der Diakonie oft der erste Ansprechpartner. Die Beratung bei der EFL ist daher oft der erste Schritt auf dem Weg zur Lösung der Probleme. Oder wie es Gertraud Bungter-Striepens ausdrückt: Wir bieten einen geschützten Raum zum Besprechen der Probleme.