gesucht Wind auf die Mühlen der Ökostromfreunde

Kamen. Derzeit steht nur ein Windrad auf Kamener Stadtgebiet. Doch im Zuge der Energiewende und dem beschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie nach den Reaktorkatastrophen im japanischen Fukushima prüft die Verwaltung nun intensiv, ob weitere sogenannte „Windpotenzialflächen“ vorhanden sind.

1998 hatte die Stadt den Flächennutzungsplan bereits einmal geändert und nach umfangreichen Untersuchungen eine Vorrangfläche für Windenergieanlagen ausgewiesen, eben dort, an der Lüner Höhe, steht heute das einzige Kamener Windrad. Und das, obwohl auf dieser Fäche nach dem damaligen Gutachten auch zwei Anlagen betrieben werden könnten.

Neue Anlagen sind zwölf Mal stärker

Seitdem sind 13 Jahre ins Land gegangen. Rechtliche, vor allem aber technische Bedingungen zum Betrieb solcher Anlagen haben sich in der Zwischenzeit erheblich verändert. Um es anschaulich zu machen: Die Anlage der Familie Darenberg auf der Lüner Höhe, 1996 erbaut, war damals die größte in Serie gefertigte Windmühle mit einem 600kw-Aggregat. Heute gibt es Maschinen mit einer Leistung von 7500 Kilowatt – mehr als das Zwölffache. Die Darenberg-Windmühle liefert mehr als 800 000 Kilowattstunden Strom im Jahr, genug um einige hundert Haushalte zu versorgen.

Vor diesem Hintergrund fordert die SPD-Fraktion im Rat, die Verwaltung auf, in der nächsten Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses unter dem Tagesordnungspunkt „Windpotenzialanalyse“ zu berichten, ob eine weitere Anpassung des Flächennutzungsplanes für erforderlich gehalten wird, und ob eine erneute Windpotenzialanalyse sinnvoll ist.

Befördert wird die Diskussion auch durch die geplante Änderung des sogenannten „Winderlasses“ durch die rot-grüne Landesregierung. Die sieht gute Voraussetzungen für eine „soziale Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger“ beim Ausbau des Stroms aus Windenergien.

Stadtplaner Uwe Liedtke will dem Bericht der Verwaltung nicht vorgreifen, deutete aber im Gespräch mit unserer Zeitung an, dass er es durchaus für sinnvoll hält, „einen Gutachter mit der Erstellung einer neuen Windpotenzialanalyse für das gesamte Stadtgebiet zu beauftragen.“ Vor allem durch die Verbesserungen der Technik ergäben sich ganz andere Rahmenbedingungen. „Heutige Anlagen sind leistungsstärker, besser steuerbar, höher und weniger Umwelt belastend“, meint Liedtke. Denkbar sei, dass unter den heutigen technischen Voraussetzungen weitere Vorrangflächen für Windanlagen gefunden werden könnten. „Das zu beurteilen, ist Sinn und Zweck eines neuen Gutachtens. Einen solchen Auftrag zu erteilen, setzt allerdings eine politische Meinungsbildung in den Fachausschüssen voraus“, sagte Liedtke.

Sollte eine gutachterliche Untersuchung neue Potenziale für Windenergie belegen, wäre es Sache des Rates den Flächennutzungsplan entsprechend ändern. Auch der örtliche Energieversorger, die GSW, könnten sich vorstellen, eine Windkraftanlage in Kamen zu errichten, sollte die Stadt entsprechende Vorrangflächen ausweisen. „Wir würden dies allein schon aus Gründen der Identifikation mit dem Versorgungsgebiet tun“, sagte GSW-Chef Jochen Baudrexl. Die Finanzierung könnte auch unter der Beteiligung von Anwohner erfolgen, etwa über einen Bürger-Fond, präzisierte Baudrexl.