Kamen. Einmal wie ein Pharao den Kopf wenden und sich ein bisschen wie ein ägyptischer Halbgott fühlen. Wasabi und die Gruppe Stylematic aus dem Jugendkulturcafé beherrschen das Tutting getanzte pharaonische Bewegungen benannt nach Tutanchamun perfekt. Sie verwandelten am Samstag eine ganze Kinderschar in anmutige Nilkönige. Denn beim Internationalen Kinderfest sind die Kinder genau das: Könige und Königinnen.
Kinder beherrschen eigene Sprache nicht
Wasabi alias Christopher Kerckhaert geht in die Knie, wendet den Kopf und lässt die Hand wie eine Stein gewordene Hyroglyphe in der Luft stehen. Es braucht nur eine kurze Aufforderung und alle Kinder im Publikum eifern ihm nach. Am Ende tanzt die halbe Bummelzone wie Tutanchamun um den Brunnen bei Wolter. Kinder brauchen nur eine gezielte Ansprache, dann sind sie voller Begeisterung dabei, weiß Wasabi. Er trainiert immer donnerstags von 18 bis 19.30 Uhr Kinder und Jugendliche im selbst choreographierten HipHop-Tanz und weiß, wovon er spricht.
Auch Adnan Aydemir begeistert tagtäglich Kinder. Allerdings für türkische Grammatik und Satzstellung. Er bringt Kindern mit türkischen Wurzeln an der Friedrich-Ebert-Grundschule ihre Muttersprache bei. Denn: Viele Kinder gerade der letzten Generationen beherrschen ihre eigene Sprache nicht mehr richtig. Das macht das Lernen anderer Sprachen umso schwerer. Adnan Aydemir hat an der Schule, an der er jetzt unterrichtet, selbst den Türkischunterricht als Schüler besucht. Er weiß, wie wichtig diese Grundlagen sind. Hier lernen die Kinder auch einige über ihre kulturellen Wurzeln. Viele haben die traditionellen Lieder, die sie für das Kinderfest einstudiert haben, hier zum ersten Mal gehört. Leider ist Türkischunterricht an Schulen noch die Ausnahme, bedauert Aydemir. An der Friedrich-Ebert-Schule ist er schon seit Jahrzehnten eine Tradition, mit der man gute Erfahrungen gemacht hat.
Kinder unabhängig von ihrer Nationalität zusammenbringen: Das ist das Ziel des Kinderfestes. Integration beginnt bei den Kindern, ist sich Aziz Özkir als Vorsitzender des Integrationsrates sicher. Deshalb hat das Gremium auch vor sechs Jahren die Idee gehabt, das Fest auf die Beine zu stellen. Ditib Moschee und Islamische Union, Deutsch-Türkische Begegnungsstätte, russische und türkische Folkloregruppen: Sie alle stellen alljährlich die Kinder angelehnt an das türkische Kinderfest auch in Kamen in den Mittelpunkt.
Dazu gehört auch die Friedrich-Ebert-Schule mit ihrer Zirkus-AG. Rund 20 Prozent der Schulkinder haben türkische Wurzeln. Wir arbeiten eng mit dem Integrationsrat zusammen, betont Schulleiterin Jutta Karrasch. Die Eltern werden in die Sprachförderung eingebunden. Demnächst gibt es auf ihren Wunsch wahrscheinlich einen ersten Türkisch-Kurs. Integration beginnt eben oft auch bei den Eltern, weil sie für die Kinder längst selbstverständlich ist.