Kamen. Kampstraße 8 – das war einmal eine Top-Handelsadresse in der Kamener Innenstadt. Ob Karstadt oder Hertie, das Kaufhaus in prominenter Lage war ein Magnet und sorgte für Leben in der Fußgängerzone. Seit der Insolvenz von Hertie und dem bundesweiten Schließen aller Filialen im Sommer 2009 dominiert Tristesse an diesem einst blühenden Standort.
Von den bundesweit 64 Immobilien der Mercatoria Acquisitions BV (Dawnay Day) hat die BNP ParibasReal Estate bisher erst 26 Häuser verkauft, unter anderem an Kaufland, ECE, die Hahn-Gruppe, Rossmann und kleinere Entwickler. Auch für das Haus in Kamen gibt es Interessenten, ein Abschluss konnte bisher allerdings nicht getätigt werden.
Veräußerungen scheiterten im Wesentlichen bisher am Veto der Mercatoria Acquisitions, die offensichtlich andere Preisvorstellungen hat, als potenzielle Investoren.
Neuorientierung
Nun, nach nunmehr zwei Jahren, in denen sich nichts bewegt hat, scheint es hinter den Kulissen Bewegung zu geben. Die Entscheidung über Verkäufe wird zunehmend von der Gläubigerseite dominiert sein, erklärte Christoph Meyer, Mitglied der Geschäftsführung der BNP Parisbas Real Estate. Kann heißen: Das letzte Wort hat nicht mehr Dawnay Day, sondern die Deutsche Bank als wichtigste Gläubigerbank von Hertie.
Für Bürgermeister Hermann Hupe, der in Absprache mit Meyer ein Gebot interessierter Käufer aus dem Kamener Umfeld auf den Weg gebracht hat, liegt in dieser Neuorientierung eine Chance: Es könnte nun mit der Vermarktung der Immobilie etwas schneller gehen, weil die Gläubigerseite von Natur aus mehr Flexibilität bei der Preisgestaltung mitbringt. Allerdings: Eine von den Gläubigern vorgenommene Neubewertung der Immobilien hat offenbar nicht zu einer sofortigen Preissenkung geführt. Allerdings gehen Insider nun von einem größeren Verhandlungsspielraum nach unten aus, sagte Hupe.
Zwei Jahre ohne erkennbare Perspektive über eine Fortführung von Einzelhandel an diesem Standort haben bei Hupe für eine Nase voll Frust gesorgt.
Mehr als zwei Angebote
Umso mehr hofft er nun auf eine rasche Entscheidung. Nach Auskunft von BNP-Manager Meyer liegen mehr als zwei Angebote für Kamen vor. Ob und wann eines davon den Zuschlag erhält, ist aber noch nicht absehbar. Für Hupe bleibt die Moderatorenrolle der Stadt in diesem Prozess wichtig: Für uns ist nicht nur von Interesse, dass sich hier wieder etwas tut. Wichtig ist uns auch, was sich hier entwickelt. Durch den Stillstand der vergangenen zwei Jahre rund um die Hertie-Immobilie sei Stadtentwicklung an dieser Stelle behindert worden. Fakt ist auch: Selbst nach einem zügigen Verkauf der Hertie-Immobilie würde es wohl mindestens ein Jahr dauern, bis hier neue Geschäfte eröffnen. Soviel Zeit nämlich würden Planung, Sanierung und Umbau in Anspruch nehmen.
Ein kleiner Trost: Solange die Immobilie nicht verkauft ist, darf nach wie vor noch auf dem Hertie-Deck geparkt werden – kostenlos.