Donaureise mit großem Chor

Kamen. „Traurig, dass wir nicht mehr Stühle haben,“ räumte Bürgermeister Hermann Hupe ein. Zur Neuauflage von „GSW Kamen Klassik“ mussten Freitagabend die Wände der Stadthalle zum Foyer geöffnet werden, damit alle Interessenten an einer packenden Donaureisende teilnehmen konnten – ob sitzend oder stehend.

Unentschieden steht es nach der vierten Auflage zwischen Open-Air- und Stadthallen-Klassik. Das Wetter war schnell vergessen. Heiko Matthias Förster, von Hupe als Könner am Pult angekündigt, stellte sich dem Karajan-Vergleich und begann sein Programm mit dessen Karrierestart zur Hochzeit des Figaro.

Es ging weiter mit Grenzübertritten zwischen Österreich und Ungarn. Schon bei Liszt folgte Förster dem Hang, die Töne seines Orchesters mitzuleben und wurde körperlich gefordert. Bravorufe galten Dirigent und Orchester.

Beide hatten sich für ihre Donaureise als Mitreisende Tenor Niclas Oettermann und Sopranistin Heike Maria Förster eingeladen. Drohte sie zunächst in der Klanggewalt des Orchesters unterzugehen, so überzeugte sie nach der Pause beim Frühlingsstimmenwalzer. Die zweite Hälfte begann mit Melodien von Kalmann und klaren Aufforderungen des Dirigenten an sein Publikum. Förster versuchte, die Kamener zum Chor zu formen und zum Tanzen zu animieren. Ersteres gelang dezent bei „Machen wir’s den Schwalben nach“, dem tänzerischen Vorbild des Solistenpaars folgten die Kamener trotz „Tanzen möcht’ ich“ nicht.

Das Orchester brillierte mit der Ouvertüre zum Zigeunerbaron und Niclas Oettermann durfte glänzen mit „Dein ist mein ganzes Herz.“ Dass das Herz der Kamener der Neuen Philharmonie gehört, stand da schon fest. Spätestens bei der leichten Kavallerie von Lehar gab es stehende Ovationen nicht nur von denen, die ohnehin keinen Sitzplatz ergattert hatten. Ohne Zugaben konnten das nicht ausgehen und nicht ohne Ausblick auf das nächste Jahr. Der Donau soll Russland folgen, wünschte sich Hupe. Und Förster versprach Tschaikowskis „Ouvertüre 1812 “ samt Kanonen und Feuerwerk. Das aber, setzt Förster dann wieder auf Open-Air, gehe nur draußen.