Kamen. Bernd Kunze reicht zur Begrüßung die rechte Hand und lächelt übers ganze Gesicht. Endlich kann ich sie wieder benutzen – ohne Schmerzen, strahlt der 63jährige Verkaufsleiter. Zu verdanken hat er dies Oberarzt Dr. Christoph Große Boes, der ihm vor neun Wochen ein künstliches Handgelenk aus Titan eingesetzt hat.
Es war die erste Operation dieser Art am Hellmig-Krankenhaus. Ein Eingriff, der meines Wissens im Kreis Unna noch nirgendwo durchgeführt wurde, erklärt der erfahrene Handchirurg. Die Mediziner an Krankenhäusern in Schwerte, Lünen und Unna seien dazu handwerklich sicher er auch in der Lage, doch gäbe es an deren Häusern dort eher die klassische Methode der Handgelenksversteifung.
Innovation auf diesem Gebiet ist aber wünschenswert, betont der Chefarzt der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie in Kamen, Dr. Dieter Metzner. Dazu braucht es Mediziner wie Dr. Große Boes, aber eben auch Patienten wie Berndhard Kunze. Denn Handgelenksimplantationen sind im Vergleich zu Knie- oder Hüftgelenksprothesen eher selten. Die Standzeit, also die Haltbarkeitsdauer einer Handgelenksprothese ist im Vergleich zu künstlichen Hüft- und Kniegelenken ungefähr halb so lange (zwischen 5 und 10 Jahre), die reinen Materialkosten doppelt so hoch (ca. 2500 Euro). Herr Kunze war sich des Risikos bewusst, dass nach einigen Jahren eine zweite Operation erfolgen wird, bei der das Gelenk dann möglicherweise tatsächlich versteift werden muss, so Dr. Große Boes. Der 63jährige, der im April von Kamen nach Nordkirchen umzog, entschied sich bewusst für die OP in Kamen, nachdem ihm ein anderer Mediziner in Münster zur sofortigen Versteifung geraten hatte. Das Mehr an Lebensqualität ist es mir wert, sagt Kassenpatient Kunze, dem das künstliche Gelenk immerhin eine Beweglichkeit von 50 Prozent im Vergleich zu einem gesunden Gelenk garantiert. Den Unterschied zu einem versteiften Gelenk merkt man schon bei der täglichen Toiletten-Hygiene, nennt er ein Beispiel.
Nötig geworden war der Eingriff, weil Kunze seit langem unter ständigen Schmerzen litt. Das rechte Handgelenk schwoll mehr und mehr an. Sein Kamener Hausarzt diagnostizierte eine schwere Arthrose und Verschleiß und empfahl die Handchirurgie des Hellmig-Krankenhauses zur weiteren Behandlung.
Die Operation und der Einbau des gut 7 cm langen filigaren Titangelenks dauerten gut zwei Stunden. Dank intensiver krankengmynastischer Übungen kann Kunze seine Hand und seine Finger schon wieder gut bewegen. Glück-lich schüttelte er seinem Arzt gestern nach dem Kontrolltermin die rechte Hand: Bis in drei Wochen!