Riesenandrang auf die Ferienstadt

Kamen. Lange Schlangen vor den Toren von Mini-Kamen: 300 Jungen und Mädchen zwischen sechs und 14 Jahren warteten geduldig, bis Bürgermeister Hermann Hupe den Stadtteil auf Zeit für die neuen Bewohner im Jugendfreizeitzentrum frei gab.

Dann gab es allerdings kein Halten mehr, ruck-zuck bildeten sich lange Schlangen am Arbeitsamt, wurden Jobs vergeben, Aufgaben verteilt und die ersten Geschäfte getätigt. „Schminken und shoppen“ – wo Anna und Celine ihr Geld in Mini-Kamen ausgeben wollen, steht längst fest. Doch bevor sie das tun können, müssen die beiden frischgebackenen Einwohnerinnen sich erst einmal einen Job beschaffen und Geld verdienen – so sind die Regeln, eben wie im richtigen Leben. Und genau das ist es, was die meisten Kinder an diesem Ferienprojekt, das nun schon zum zehnten Mal angeboten wird, fasziniert.

40 Bereiche hat das 75-köpfige Betreuerteam um Michael Wrobel rund um das Jugendfreizeitzentrum geschaffen. Einen Beautybereich mit dem Friseur „Schnipp-Schnapp“, einen Modesalon, Nagelstudio, ein Filmstudio, eine Bäckerei und eine Schreinerei. Draußen warten Jonas, Simon und Colin auf Kunden: Sie betreuen die Autowaschanlage und werden dreckige Fahrzeuge wieder auf Hochglanz bringen. Ganz langsam füllt sich die Stadt, übernehmen die Bewohner ihre Aufgaben, fügen sich in das System, das dem der Erwachsenenwelt so sehr ähnelt und doch ein bisschen anders ist. Zwei Stunden für einen Beruf, einen Job, zum ausprobieren und testen, dann wird gewechselt. Und das erste Geld, das „Mini-Mo“, ausgegeben.

Weil aber zu einer Stadt immer auch ein Bestimmer gehört, werden am nachmittag die ersten Wünsche zur Bürgermeisterwahl entgegen genommen. Die Kandidaten werden – auch wie im richtigen Leben – Wahlkampf betreiben und dann wird abgestimmt. Ein „echter“ Politiker, Bundestagsabgeordneter Oliver Kaczmarek, wird den Bürgermeister ganz offiziell ernennen. Zu den Höhepunkten eines jeden Tages gehören aber immer auch die Shows, die im Tanz- und Filmstudio entstehen. JFZ-Leiter Michael Wrobel, der Mini-Kamen vor zehn Jahren auf den Weg gebracht hat, freute sich gestern nicht nur über den riesigen Ansturm, sondern ebenso über das Sommerwetter. Für ihn das Schönste an Mini-Kamen: „Das Lächeln der Bewohner und die Begeisterung, mit der alle ihre Aufgaben angehen – viele Kinder lernen so ganz nebenbei etwas über die Struktur einer Stadt und das Miteinander, das gefällt mir.“