Westick/Kaiserau. Als die ersten 1948 ihre eigene Scholle mit Spaten und Harke bearbeiteten, zählten noch Gemüse und Obst als Ergänzung des kargen Speisezettels der Nachkriegszeit. Als Kohl und Rüben beschaulichen Blumen wichen, kam er jedoch, der Gedanke. Ein Verein ist eigentlich nichts ohne Vereinsheim, schildert Willi Gähne, der 2. Vorsitzende der Gartenfreunde Westick-Kaiserau. Deshalb griffen die Kleingärtner 1971 nochmals zu Spaten und Werkzeugen und bauten sich ein eigenes Haus.
Matarialspenden und Umlagen erforderlich
Hier ist alles mit eigenen Händen entstanden, erinnert sich Willi Gähne. Er gehörte zu jenen, die vor 40 Jahren selbst mit anpackten. Wir hatten viele Handwerker im Verein, die kräftig mithalfen wir hatten ja kaum Geld, betont er. Damit der Traum vom eigenen Vereinsheim überhaupt wahr werden konnte, waren Materialspenden und Umlagen unumgänglich. Ein Mal wurden 50, ein Mal 20 Mark von allen Mitgliedern gezahlt, erzählt Willi Gähne. Das wäre heute gar nicht mehr vorstellbar.
Kaum denkbar wären heute auch die Mittel, mit denen zuerst eine kleine Kneipe mit winzigem Versammlungsraum hinter den Gartenparzellen entstand. Wir mussten damals aus den alten Zechensektionen ausziehen, weil sie abgerissen wurden, erinnert sich auch Wolfgang Drewes, der jetzt für 40 Jahre Mitgliedschaft geehrt wurde. Mit Ehefrau Renate bezog er eine neu gebaute Wohnung an der Händelstraße und hielt es schnell ohne eigenen Garten nicht mehr aus. Wir sind doch so aufgewachsen mit eigenem Gemüse und Obst, sagt er. Deshalb sicherte sich das Paar einen Kleingarten bei den Gartenfreunden. Und noch mehr. Aus den Abrisstrümmern der Sektionen holten sie die massiven Spundbohlen aus dem Fußboden. Damit haben wir unsere erste Laube gebaut, erzählt er mit einem Schmunzeln.
Während in seiner Laube als erstes ein Schacht zum Kühlen der Getränke entstand, sorgte die neue Kneipe ab 1971 für jene Einkünfte, die weitere Bauarbeiten möglich machten. Rund fünf Jahre später konnten Maurer, Elektriker und Ingenieure wieder ihre Fähigkeiten zeigen. Der Anbau des großen Festsaales folgte. Der Fußboden wurde mehrfach gespachtelt und hält bis heute, zeigt Wolfgang Drewes auf den roten Untergrund. Aus Hamm und von anderswo kamen Kleingartenvereine, nur um sich diesen Boden anzuschauen, erzählt er.
Auf Wolfgang Drewes kam derweil eine ganz andere Herausforderung zu. Ehefrau Renate entdeckte beim Zeitschriftenblättern beim Friseur ihre Traumlaube mit Tiroler Flair. Er versammelte die bautechnischen Fähigkeiten des Vereins erneut zum kollektiven Gemeinschaftswerk. Die alte Laube wurde umgesetzt. An ihrer Stelle entstand ein Haus, das auch noch heute bewundernde Blicke auf sich zieht.
Inzwischen hat die Kleingartenanlage 56 Gärten in den 80er-Jahren kam ein Gelände der Bahn hinzu. Die Kneipe ist keine öffentliche Wirtschaft mehr und öffnet nur noch sonntags und montags für die Mitglieder. Dafür hat das Fassbier schon vor 40 Jahren das Flaschenbier abgelöst.