Seit 30 Jahren ein lauschiges Dorf

Methler. Hoch gewachsene Bäume rauschen, die gepflasterten Straßen sind gesäumt mit verklinkerten Einfamilienhäusern und hübschen Gärten. Lauschig ist es hier in der Siedlung Dorf Westick.

Vor gerade mal 30 Jahren sah das allerdings noch ganz anders aus, wie man an der Wand in Bernhard Stutz’ Hausflur begutachten kann. Gerahmt hängt dort eine Luftaufnahme der Siedlung, wie sie in ihren Anfängen aussah. Sandige Straßen, wenig Grün. „Davor gab es hier nur eine große Weide“, erzählt Bernhard Stutz, eine große Spielwiese für die Westicker Kinder. „Die fanden das natürlich nicht so toll, dass darauf eine Siedlung gebaut wurde“, schmunzelt der Vorsitzende der Siedlergemeinschaft.

Von den Häuslebauern, hauptsächlich Familien mit kleinen Kindern, kannte sich damals kaum einer. Das änderte sich schnell. „Wir haben uns viel geholfen“, erinnert sich Astrid Stutz. Da wurde gegenseitig mit angepackt oder auch das ein oder andere Werkzeug verliehen. Den Anstoß, ganz offiziell eine Siedlergemeinschaft zu gründen, gab der damalige Ortsvorsteher Walter Mann. Zwölf Parteien fanden sich am 12. Juni 1981 zur Gründungsversammlung im Haus der Jugend ein. Heute zählen 64 Mitgliedsfamilien zur Siedlergemeinschaft, die zwar nur aus drei Straßen besteht, – Rotdorn-, Weißdorn- und Schlehenweg – von denen allerdings noch zahlreiche Stichstraßen abzweigen.

Von Anfang an waren die neuen Nachbarn nicht nur hilfsbereit, sondern vor allem auch gesellig. „Damals waren die Hecken ja noch ganz niedrig, da sind wir einfach quer durch die Gärten gegangen und haben bei den Nachbarn vorbeigeschaut“, erzählt Astrid Stutz. Das erste Straßenfest ließ deshalb auch nicht lange auf sich warten. Allerdings mussten dazu erst mal die Straßen fertig gepflastert sein. 1984 war es dann soweit. „Am Tag vorher hat es geschüttet und am Tag nachher auch“, erinnert sich Bernhard Stutz und kramt ein Fotoalbum hervor. „Deshalb haben wir vorsichtshalber ein Festzelt aufgebaut“, sagt der Vorsitzende und zeigt grinsend auf das abgelichtete Partyzelt Marke Eigenbau – ein Baugerüst mit Plastikplane.

Jeder weiß, was er zu tun hat

Das Straßenfest war der Startschuss für regelmäßige Siedlungsfeierlichkeiten, die auch heute noch stattfinden. Neben Straßenfesten gesellten sich im Laufe der Jahre das Herbstfest und der Adventsmarkt hinzu. Die Organisation der Feste übernimmt seit Jahren ein eingespieltes Team aus zwölf Familien. „Jeder weiß, was er zu tun hat“, sagt Bernhard Stutz. Der eine besorgt die Lebensmittel, der andere Tische und Bänke, Geschirr und Besteck gehört längst zum gemeinsamen Siedlungsbestand.

Musikalische Bühnenprogramme fehlen auf keiner Feier, natürlich von den Siedlern eigens einstudiert. Wie die Westicker Siedler als Backstreet Boys, Mireille Mathieu, Männerballet oder Sister Act-Nonnen aussahen, kann man heute noch in Fotoalben bewundern. Auch für ihre Kinder dachten sich die Siedler immer etwas neues aus. „Einmal haben wir eine Negerkusskanone gebaut. Das war eine Riesensauerei, aber schön“, lacht Bernhard Stutz.

Die meisten Kinder sind inzwischen längst erwachsen und haben die Siedlung verlassen. Einige der alten Siedler sind bereits gestorben. So viele gesellige Abende wie vor Jahren gibt es deshalb nicht mehr im Dorf Westick. „Die Intervalle werden größer“, sagt Bernhard Stutz. Der nächste Grillabend ist aber schon geplant, und auch der Adventsmarkt öffnet am Samstag vor dem 2. Advent wieder seine Stände.