Ein Markentornister ist nicht drin

Kamen. Hefte, Mappen, Blöcke, Füller, Tinte, Malkasten, Buntstifte, Radiergummi, Lineal – das alles und noch mehr befindet sich auf den Einkaufslisten, die Lehrer vor dem Schulstart an die Eltern verteilen. Zusätzlich muss noch die Grundausstattung, wie Tornister, Turnbeutel und Etui angeschafft werden. Da kommt eine ordentliche Summe Geld zusammen, die für einige Familien kaum aufzubringen ist.

Jetzt sollen mit dem„Schulbedarfspaket“ im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets nicht nur Familien Unterstützungen erfahren, die beispielsweise Arbeitslosengeld II bekommen, sondern auch diejenigen die z.B. Wohngeld erhalten. (Siehe Box)

Was bekommt man überhaupt für 70 Euro?

In Kamen haben diese Förderung bis Ende Juli bereits 1110 Familien in Anspruch genommen, wie Constanze Rauert, Pressesprecherin des Kreises Unna sagt. Mit 70 Euro im August und 30 Euro im Februar soll sichergestellt werden, dass Kinder mit einer angemessenen Ausstattung in die Schule kommen.

Nur stellt sich die Frage: Was bekommt man überhaupt für 70 Euro? Ein Tornister kostet um die 100 Euro. Das Etui rund 20 Euro und auch Malkasten und Buntstifte schlagen noch mal schnell mit rund 15 Euro zu buche. Da sind die 70 Euro schnell verbraucht.

Michael Suckrau verkauft in seinem Schnäppchen Markt Schulutensilien zu günstigen Preisen. Im Sortiment hat er auch Markentornister, die als Restposten übrig geblieben sind. Da kostet der Tornister dann anstatt 125 nur noch 59 Euro. „Gerade bei Tornistern sollte man darauf achten, dass man qualitativ hochwertige Ware kauft, die der Schulranzennorm DIN 58124 entsprechen“, sagt Suckrau.Generell unterscheiden sich die Markenprodukte preislich stark von der so genannten „Billig-Ware“. Bei Etuis zeigt sich beispielsweise eine Preisspanne von rund 12 Euro. „Man sollte bei Produkten aus Fern-Ost aber auch vorsichtig sein, sie sind zwar günstiger, aber oft hat man einen Haufen Schrott gekauft, der viel schneller kaputt geht“, sagt Suckrau.

Für jede Leistung ein eigener Antrag

„Ein Markentornister ist in dem Budget nicht enthalten. Das Geld soll einen Ausgleich schaffen, zwischen Familien, die mehr Geld haben und denen die weniger besitzen“, sagt Constanze Rauert. Alles was mehr kostet, müssen die Eltern selbst finanzieren.

Neben dem reinen Bedarf an Schulmaterialien, werden Mittagsverpflegung, Klassenfahrten, Beförderungsmittel oder auch die Mitgliedschaft in einem Sportverein unterstützt. Allerdings muss für jede Leistung ein eigener Antrag gestellt werden. So dass auf eine Familie mit mehreren Kindern schon eine stattliche Zahl an Anträgen zukommt.

Rund 360 wurden in Kamen alleine für die Mittagsverpflegung gestellt. Bisher wurde das Mittagessen durch das Landesprogramm „Kein Kind ohne Mahlzeit gefördert.“ Alleine beim Mensaverein Kamen wurden die Mahlzeiten von rund 200 Kindern bezuschusst. Das Bildungs-und Teilhabepaket löst jetzt dieses Programm ab. „Bisher ist die Nachfrage noch nicht so hoch. Die Zahlen liegen erst bei rund 200 Kindern. Aber das müsste sich nach den Sommerferien noch stark ändern“, sagt Klaus Güldenhaupt, Stadtverwaltung Kamen. Für eine warme Mittagsmahlzeit steuern die Eltern einen Euro als Eigenanteil bei. „Ich hoffe das viele Eltern dieses Angebot wahrnehmen, denn für diesen einen Euro am Tag, bekommen die Kinder ein gesundes Mittagessen“ sagt Güldenhaupt.

Klassenfahrten oder Tagesausflüge stärken die Gemeinschaft der Schüler und machen Spaß – aber sie kosten auch viel Geld. Mit dem Bildungs- und Teilhabepaket haben haben Familien mit geringerem Einkommen (siehe Box) einen Anspruch auf die Übernahme der Kosten. „Es gibt aber auch immer wieder Familien die nicht Anspruchsberechtigt sind und beispielsweise durch eine momentane Notsituation, nicht für die Kosten aufkommen können. In diesem Fall helfen dann beispielsweise auch immer noch die Fördervereine der Schulen, sagt Güldenhaupt.