
Kamen. Spätestens wenn man in Usbekistan umsteige in einen kargen Militärtransporter und dann mit abgedunkelter Maschine einfliege in Afghanistan, werden die besonderen Verhältnisse dort spürbar. Er sei mit noch gewachsenem Respekt vor den Leistungen der Soldaten dort zurückgekehrt, schildert der SPD-Bundestagsabgeordneter Oliver Kaczmarek im Gespräch mit unserer Redaktion.
Angst habe er nicht gehabt, als die Einladung des Bundesverteidigungsministers ihn erreichte, Respekt aber sehr wohl, schildert der Kamener. Alle Abgeordneten der Wahlkreise mit Standorten betroffener Bundeswehreinheiten seien eingeladen worden. Die Soldaten aus Unna habe er nur um Tage verpasst.
Alltag der Soldaten nur im Camp erlebt
Drei Tage und zwei Nächte verbrachte Kaczmarek vor Ort, kehrte am Donnerstag zurück. Man habe in den gleichen Containern gewohnt, wie die Soldaten, aber mit dem Luxus, mehr Platz zur Verfügung zu haben. Auch das Klima sei deutlich milder gewesen, als während des Großteils der Einsatztage der Mitglieder des Kamener Patenbataillons.
Ihm sei klar, dass er nicht wirklich den Alltag der Soldaten in Afghanistan wie auch der Afghanen selbst erlebt habe. Der Einblick in die realen Lebensverhältnisse sei nur begrenzt gewesen. Das Camp habe man nicht verlassen, nicht an Einsätzen außerhalb teilgenommen. Unmittelbare Bedrohung habe ich nicht erfahren, schildert Kaczmarek. Aber im Gespräch mit den Soldaten habe er einen Eindruck erhalten von ihrem Leben dort, Belastungen durch Gefahr und die Trennung von der Familie. Er habe auch einen Soldaten gesprochen, der miterlebte wie ein Kamerad bei einem Angriff verletzt wurde. Der Aufenthalt in Afghanistan begann für ihn außerdem mit einem Besuch eines Ehrenhains für Gefallene.
Daneben habe er sich ansehen können, wo die Unnaer Soldaten Instandsetzungsarbeiten und Nachschubsicherung organisiert haben, auch wie die Bergung von Fahrzeugen nach Beschuss oder Pannen erfolgt.
Mit neuem Hintergrund zur Bundestagsdebatte
Trotz aller voran gegangenen theoretischen Beschäftigung mit der Entscheidung über Einsatz und Verlängerung habe der Aufenthalt für ihn eine neue Grundlage geschaffen für die anstehenden politischen Debatten über den Auslandseinsatz.
Er habe für diesen Einsatz gestimmt, erinnert Kaczmarek, der dieses Votum auch öffentlich gemacht hatte. Dieses Votum sei bestimmt worden von Zusicherungen, die damit verbunden waren. Der Einsatz müsse beendet werden, doch für ihn sei wichtig, dass es eine geordnete Abzugsperspektive gebe und eine Perspektive für die Übergabe an die Afghanen selbst.
Afghanistan sei eines der am wenigsten entwickelten Länder der Erde. Für eine wirkliche Zukunft dort müsse es Entwicklungsperspektiven geben, Chancen auf Arbeit und wirtschaftliche Betätigung. Unverzichtbar dafür aber sei Sicherheit für die Bevölkerung.