Hightech kommt nicht in die Tüte

Janne lernt seinen neuen Klassenraum kennen

Kamen. Mit dem Schulanfang schlagen die i-Dötzchen nicht nur die Bücher, sondern auch ein neues Kapitel in ihrem Leben auf. Symbol dieses Neuanfangs ist nach wie vor die Schultüte. Aber finden sich darin immer noch Süßigkeiten, Buntstifte und Schulhefte, oder hat mittlerweile auch hier die Technik Einzug gehalten? Landen heutzutage eher Mp3-Player, Handys und Videospiele in den Schultüten?

„Ja, das hab ich durchaus schon mitbekommen“, erzählt Nadine Scheipers. Ihre Tochter Enie wurde gestern in der Südschule, einem Teilstandort der Josefschule, eingeschult. „Freunde von uns haben ihrem Kind sogar Nintendo-Spiele und DVDs in die Schultüte gepackt“, erzählt die zweifache Mutter entrüstet. Das käme ihr im wahrsten Sinne des Wortes nicht in die Tüte: „Die Einschulung ist kein zweiter Geburtstag. Die Schule soll an diesem Tag das Besondere sein, nicht die Geschenke.“ Auch ihr Ehemann wehrt sich gegen den Trend der ausufernden Geschenke-Orgien: „Mittlerweile wird ja jede Festivität wie ein Geburtstag gehandhabt.“ In Enies Schultüte seien deshalb vor allem Süßigkeiten, Buntstifte und andere Kleinigkeiten gelandet. Aber nanu, was hat denn die elektrische Zahnbürste darin verloren? „Ach, die haben wir ihr geschenkt, damit wir morgens mehr Ruhe haben“, erzählt Enies Mutter lachend, „wir haben davon nämlich nur eine, und um die streitet Enie sich mit ihrer Schwester täglich“.

Hauptsache nützlich, das war das Motto von Sina Thimann, als sie die Schultüte für ihren Sohn befüllt hat. Deshalb durfte Fynn neben vielen Süßigkeiten auch eine Micky-Mouse-Zeitschrift zum Thema Schulanfang und ein Tiptoy-Spiel, ein elektrisches Spiel zum Erlernen von Buchstaben, auspacken. „Das Spiel gibt es aber erst zu Hause“, betont Sina Thiemann, während ihr Sohn munter in der Schultüte stöbert. Es sei ihr wichtig gewesen, dass in der Schultüte nichts Unnützes landet. Sie selbst habe damals ein paar Süßigkeiten und Buntstifte in ihrer Tüte gefunden, erinnert sich Sina Thiemann. Mittlerweile gebe es aber wesentlich mehr zum Schulanfang. „Ich finde das bedenklich, denn so entstehen große Unterschiede zwischen den Kinder. Nicht jeder kann sich das leisten. So klafft die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter auseinander“.