Wundmanagement und Luftballons

Kamen. Ein Samstag prall gefüllt mit Zäpfchen, Blutdruckmessungen, Hautanalysen, Antistressbällen, Balancetests und Rollstuhlrallye: Für halb Kamen war das am Wochenende die ideale Freizeitgestaltung. Auf den 3300 Quadratmetern des neuen Severinshauses ging es beim Tag der offenen Tür jedenfalls zeitweise zu wie auf dem Kamener Kreuz – rettungslos verstopft.

Man saß geduldig Schlange für eine Laufanalyse, stand für einen 4D-Ultraschall vom ungeborenen Kind ebenso an wie für eine Blutdruckmessung.

Zwölf Fachärzte und acht Gesundheitsdienstleister mit überdachtem Durchgang zum Krankenhaus: Darauf scheinen die Kamener lange gewartet zu haben. Es war nicht zu übersehen, dass die Gesundheit vom Kleinkind bis zum Rentner die Generationen mobilisiert.

„Noch einmal tief durchatmen – und kräftig ausstoßen“, feuert die Arzthelferin eine Besucherin an. Die holt sichtlich alles aus ihrer Lunge heraus, um dem kleinen Gerät in ihrem Mund einen zufrieden stellenden Wert zu entlocken. „Hm“, lautet die enttäuschende Antwort, „das ist nicht genug.“ Vorsichtshalber wird gleich ein Termin in der Facharztpraxis für Pneumologie vereinbart. Hier steckt viel mehr in der Lunge, als die beängstigend anmutenden Plexiglaskammern mit der Funktionsmesstechnik vermuten lassen. „Die Lunge hat auch enormen Einfluss auf unseren Schlaf“, weiß Dr. Bernhard Beckmann, der sich gerade auf einen entsprechenden Vortrag im benachbarten Severinsforum vorbereitet.

Atemaussetzer beim Schnarchen sind da nur ein Aspekt. „Es geht auch um die Erwartungen, die wir an den Schlaf haben“, erläutert Beckmann, der Experte für Schlafmedizin ist und ein Schlaflabor im Krankenhaus betreut. Außerdem schläft der Mensch im Laufe seines Lebens weniger intensiv. Auch Allergien können eng mit der Lunge in Verbindung stehen. Einschlaf- und Durchschlafschwierigkeiten: Der Besucherstrom in der Facharztpraxis reißt nicht ab.

Ebenso wenig eine Etage tiefer. Auf einem Computerbildschirm in der Logopädiepraxis bilden sich steile Zacken ab – wie bei einem Erdbeben. Was hier digital aus dem Mikrophon übersetzt wird, ist die menschliche Stimme. „Hier können wir eventuelle Störungen erkennen“, erläutert die Fachfrau. Wenn die Stimme im Laufe des Tages nachlässt, rauer wird, kratzt und man ständig räuspern muss: Der Bildschirm entlarvt alles. Für die Ursachen ist jedoch eine genaue Untersuchung unumgänglich.

Mit hartnäckigeren Fällen haben es die vier Wundexperten und Wundmanager des Wundzentrums im Erdgeschoss zu tun. Diabetes oder Venenschwächen haben oft dauerhaft offene Wunden zur Folge – wie das diabetische Fußsyndrom oder Unterschenkelgeschwüre. „Dafür ist eine spezielle Wundversorgung in enger Absprache mit dem Arzt erforderlich“, erläutert Pflegedienstleiterin Frauke Tuchel.

Unendliche Formen von Pflastern, Kompressen und Verbänden türmen sich ebenso auf dem Tisch des Wundmanagements des Hellmig-Krankenhauses auf. Auch hier drängeln sich die Besucher bis zum späten Nachmittag und informierten sich.