Kamen. Festgeschnallt auf einer Europalette liegt ein tonnenschwerer, leuchtend orange lackierter Stahlzylinder abholbereit vor dem großen Rolltor in der Werkshalle. Ein Lager gibt es hier bei Hydro-Service nicht. Ist ein Zylinder fertig, wird er in der Regel noch am gleichen Tag versandt.
Zylinder-Massenware, wie sie zum Beispiel für Hebebühnen in Lkw verwendet werden, baut das Kamener Unternehmen nicht. Wir machen nur die großen Teile, sagt Geschäftsführer Dr. Gerhard Weichert Spezialanfertigungen für hydraulische Maschinen, die in Kraftwerken, Stahlwerken oder zur Rohstoffgewinnung zum Einsatz kommen und dort große Gewichte heben, pressen oder drücken müssen.
Der bisher größte Zylinder, den Hydro-Service herstellte, war für eine Maschine, so groß wie ein dreistöckiges Haus, erzählt Dr. Weichert. Entsprechend groß war der Zylinder, den die Kamener Firma herstellte: zehn Meter lang mit einem Meter Durchmesser und 15 000 Tonnen schwer.
Bis der maßgefertigte Zylinder abholbereit auf der Europalette liegt, macht er zwar einen langen Weg durch das gesamte Betriebsgebäude der Firma vom Bestelleingang über die Planung bis hin zur Produktion. Viel Zeit haben die Mitarbeiter bei Hydro-Service allerdings nicht.
Wir müssen sehr schnell produzieren, sagt Dr. Weichert. Nur acht bis zehn Wochen vergehen von der Bestellung bis zur Lieferung. Die erste Station eines geplanten Zylinders ist bei Hydro-Service immer der Vertrieb. Keine der Sonderbestellungen geht ungesehen an Betriebschefin Ina Pelz und Geschäftsführer Dr. Weichert vorbei.
Je nach Größe kann die Konstruktion solch eines Spezial-Zylinders für die Kamener Firma schon mal eine Herausforderung sein. Wir wissen zwar, dass wir es schaffen, müssen aber erst mal überlegen, wie, sagt Gerhard Weichert. Das ist Aufgabe der Konstruktionsabteilung. An Computern mit 3D-Technik wird der Zylinder von einem siebenköpfigen Team aus Ingenieuren und technischen Zeichnern geplant und konstruiert.
Während die Baupläne im technischen Büro auf großformatigem Papier von einem speziellen Drucker gedruckt und gefaltet werden, muss sich die Einkaufsabteilung um die Beschaffung des benötigten Materials kümmern in der Hauptsache Stahlrohre, Zuglaufteile, Dichtungen und Schrauben. Auch das muss natürlich schnell gehen. Zwei Wochen, dann muss alles in der Halle liegen, sagt Dr. Weichert.
Gemeint ist die Produktionshalle, in der rund 50 Spezialisten an rund 40 beeindruckend großen Maschinen werkeln: von riesigen Tieflochbohrmaschinen, die Löcher mit einem Meter Durchmesser bohren können über Fräsmaschinen, Drehbänken, bis hin zu einem hochmodernen Prüfstand. Rund 2500 Teile im Monat werden hier an den verschiedenen Stationen bearbeitet.
Sind alle Einzelteile des Zylinders bearbeitet, werden sie von Monteur Waldemar Maisler zusammengesetzt. Schließlich kommt der fertige Zylinder auf den Prüfstand, wo mit Druck getestet wird, ob er auch wirklich dicht ist.
Fehlt nur noch der passende Anstrich. Auch wenn der abschließende Farbauftrag vor allem dem Schutz vor Korrosion dient, spielt die Wahl der Farbe für die Auftraggeber eine wichtige Rolle. Auch bei Maschinen gibt es Trendfarben, schmunzelt Dr. Gerhard Weichert. War Resedagrün die Farbe der 60er Jahre, ist es heute schon mal leuchtend orange oder ganz extravagant türkis.