Namenszusätze

Kamen/Bergkamen/Bönen.. Sesekestadt Kamen, Nordbergstadt Bergkamen, oder gar Nothaushaltsgemeinde Bönen? Neue rechtliche Möglichkeiten würden all das auf Ortsschildern erlauben. Die drei Kommunen im Mittelkreis aber halten sich zurück.

Im Kamener Rathaus gibt es bisher keine Pläne, die Ortsschilder mit neuen Botschaften zu versehen. Das wäre mit erheblichen Kosten verbunden, befürchtet Christian Frieling, Leiter des Bürgermeisterbüros. Und ein Motiv für eine zwingende Kennzeichnung der Stadt sieht er eher nicht.

Es gebe hier keine herausragende Leuchtturm-Institution, mit der die Stadt auf Ortsschildern werben könnte, glaubt er. Und auch ein historisches Ereignis, wie es der westfälische Friede für Münster sei, habe Kamen eher nicht zu bieten, sagt der gelernte Historiker. Die Bezeichnung Sesekestadt sei natürlich durchaus verbreitet, räumt er ein. Im Rahmen der Kulturhauptstadt hatte Christian Frieling auch das Projekt „Über Wasser gehen“ mit entwickelt. Und natürlich bekomme die Seseke gerade mit hohem Aufwand eine attraktive Optik.

Dennoch gebe es in der Stadtverwaltung keine entsprechenden Überlegungen. Im Vordergrund stünde für das Rathaus derzeit der Kampf gegen die Finanzmisere.

Den sieht auch Lothar Becher als vordringlich an, Vorstandsmitglied der Händlergemeinschaft KiG. Solange Geld für ordentliche Straßen fehle, sei an so etwas nicht zu denken. Ins Zögern bringt ihn die Nachfrage, was er denn vom Zusatz „Einkaufsstadt ohne Parkgebühren“ halte. Das immerhin wäre schon reizvoll für den Handel, glaubt er. Womöglich seien Kompromisse denkbar, preiswerte Klebefolien statt neuer Ortsschilder oder eine schrittweise Umrüstung im Rahmen von ohnehin anstehender Erneuerungen.

Im Bergkamener Rathaus hat man das Thema „Namensszusätze“ zwar bereits aufgegriffen und auch schon erste Überlegungen getroffen, sich aber noch nicht festgelegt. „Der Zusatz muss auf jeden Fall ernsthaft sein und sich entweder auf die Geschichte oder die geografische Lage unserer Stadt beziehen“, sagt Manfred Turk, Fachdezernent Innere Verwaltung. Ob dann ein Antrag gestellt würde oder nicht, stehe noch nicht fest und hänge davon ab, ob man etwas passendes finde oder nicht.

In Bönen hat man gerade anderes zu tun, als sich um kreative Ortsschild-Zusätze zu kümmern: „Bei uns stehen gerade die haushaltsrechtlichen Probleme im Vordergrund“, sagt Fachbereichsleiter Horst Becker. Für Ludolf Hoffmann vom Heimatverein Lenningsen aber ist ganz klar, dass sich die zusätzliche Botschaft auf jeden Fall auf den Förderturm oder die Alte Mühle an der Bahnhofstraße beziehen müsse. Flierich habe sein Backhaus, Lenningsen den Alten Bahnhof „Das sind die markantesten Merkmale“, sagt er und ergänzt: „Oder man nimmt die Ermelingschule, da gab es ja in letzter Zeit eh schon so viel Aufregung“. Ortsheimatspfleger Heinz Friedrich Schlockermann setzt seinen Blick dagegen nicht auf Tradition: „Ich würde mich freuen, wenn kluge Leute sich etwas zukunftsweisendes einfallen lassen, beispielsweise könnte sich der Zusatz auf unser Industriegebiet an der A2 beziehen“.