Schließung droht

Heeren-Werve. Wird das Freibad Heeren-Werve tatsächlich geschlossen? Um diese Kernfrage geht es bei einer Mitgliederversammlung des SPD-Ortsvereins Heeren am Mittwoch, den 16. November, ab 19 Uhr im Bürgerhaus. Die Versammlung ist ausdrücklich für alle Bürgerinnen und Bürger offen. „Wir sind sehr an einem breiten Meinungsbild aus der Bevölkerung zu diesem Thema interessiert“, sagt Klaus Kasperidus, Vorsitzender der Heerener Genossen.

Der Chef der Kamener Verwaltung, Bürgermeister Hermann Hupe, gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Gemeinschaftsstadtwerke (GSW), die die Bäder im Versorgungsgebiet betreiben, wird über Zahlen und Fakten informieren und auch für Nachfragen zur Verfügung stehen.

Bekanntlich steht die Zukunft des Bades derzeit auf dem Prüfstand. Besucherrückgang, ein hohes Betriebs-Defizit und erheblicher Renovierungsbedarf am Umkleidetrakt haben dazu geführt, über eine Schließung der traditionsreichen Freizeiteinrichtung nachzudenken.

Auf Nachfrage erklärte Hermann Hupe ausdrücklich, dass es derzeit noch keine Verwaltungsvorlage gebe, die eine Schließung des Heerener Bades vorsieht. „Ich bin nicht einmal sicher, ob sich der Rat überhaupt noch in diesem Jahr mit dem Thema befasst“, sagte er.

GSW-Aufsichtsratschef Roland Schäfer unterstrich, dass die GSW-Geschäftsführung permanent daran arbeiten müsse, ihre Ertrags- und Kostensituation zu optimieren, „weil wir als Trägerkommunen der GSW ja auch Gewinnausschüttungen für unsere kommunalen Haushalte erwarten.“ Gleichzeitig aber betonte Schäfer auch, dass Schließungen von Bädern nicht gegen den Willen der jeweiligen Kommune möglich sind, in der sie beheimatet sind.

Die Kamener SPD scheint sich genau in dieser Phase der Willensbildung zu befinden. Insbesondere die Genossen im Ortsteil Heeren haben nach Einschätzung ihres Vorsitzenden noch Informationsbedarf. „Abgesehen von Fakten und Zahlen geht es dabei für uns auch um eine Einschätzung, wie hoch die Bereitschaft in der Bevölkerung tatsächlich ist, dieses Bad zu erhalten“, sagte Kasperidus. Hinweise darauf erwarte er auch am 16. November.

Die GSW-Bäder verzeichneten 2011 die schlechteste Freibadsaison ihrer Geschichte. Die Besucherzahlen brachen um fast 60 Prozent ein. Kamen in den Vorjahren durchschnittlich rund 106 000 Badegäste, waren es diesmal nur 42 000: In Kamen-Mitte waren es 20 300, im Wellenbad Bergkamen 16 300 und im Spaßbad Heeren-Werve gerade einmal 5 532 (Vorjahr: 17727). Der Fairness halber: Weil das Heerener Bad nur natürlich durch Sonnenwärme beheizt wird, ist die Badesaison hier (26.6 bis 6.9.) deutlich kürzer gewesen als in den beiden anderen Bädern.
Insgesamt haben die Bäder 2011 damit ein Minus von rund 4,5 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Zuschussbedarf pro Badegast liegt damit bei ca. 11 Euro. Eine Zahl, die im Vergleich zum Durchschnitt in NRW (7,07 Euro) deutlich höher liegt.

Wie hoch die Kostenersparnis bei einer Schließung des Heerener Bades tatsächlich ausfällt, wollte GSW-Geschäftsführer Robert Stams auf Nachfrage unserer Zeitung nicht beziffern. Möglicherweise kommen solche Zahlen am 16. November bei der SPD-Versammlung auf den Tisch. Bei einer Schließung sei das nahegelegene Freibad Kamen-Mitte künftig aber auch für Kinder und Jugendliche sehr gut über den neuen Radweg entlang der Seseke erreichbar.

Stams betonte aber auch, „dass wir für Gespräche offen sind, sollten sich Interessenten für die Weiterführung der Einrichtung als Bürgerbad finden.“ Eine solche Initiative ist derzeit allerdings nicht bekannt. Grundsätzlich aber zeigen Erfahrungen, dass sich mit der Übertragung des Badbetriebs an einen Verein, eine gemeinnützige GmbH oder eine Bürgerstiftung der Zuschussbedarf um bis zu 50 Prozent reduzieren lässt. Das jedenfalls hat das Städtenetzwerk NRW festgestellt. Auf der Homepage des inzwischen insolventen Vereins finden sich zahlreiche Tipps und Referenzlisten zur Umwandlung in Bürgerbäder.