Mit dem Anstoß, das Freibad in Heeren zu schließen, begaben sich die Gemeinschaftsstadtwerke im Sommer nur scheinbar auf dünnes Eis. Ein halbes Jahr später traf der Rat mit breiter Mehrheit die politische Entscheidung. Im Stadtgespräch blickt GSW-Geschäftsführer Jochen Baudrexl auf die Entwicklung zurück, ohne sich auf Glatteis zu begeben.
Haben Sie selbst für möglich gehalten, dass die Kuh so rasch vom Eis geholt wird?
Jochen Baudrexl: Ich kann den auch von interessierter Seite geäußerten Vorwurf einer übereilten und raschen Entscheidung nicht nachvollziehen. Seit der ersten Berichterstattung Ihrer Zeitung im Sommer dieses Jahres stand die Schließung auf der politischen Agenda. Im Aufsichtsrat der GSW ist über Wirtschaftlichkeit unserer Einrichtung aber bereits zuvor ausführlich und intensiv diskutiert worden. Dieser Prozess hat zusätzlich Fahrt aufgenommen, nachdem wir als Geschäftsführung konkrete Zahlen geliefert haben.
Sind Sie mit der Entscheidung zufrieden?
Ich differenziere da. Wir haben als Betreiber natürlich keinen Spaß daran, Freizeiteinrichtungen für Bürgerinnen und Bürger zu schließen. Aber angesichts der Haushaltslage in unseren Trägerkommunen und deren Erwartungshaltung an eine Gewinnausschüttung, war hier eine unpopuläre Entscheidung zu treffen. Jetzt gilt es den Blick nach vorne zu richten.
Apropos populär, wenn sie die Eisbahn in der Kamener Winterwelt und Besucherzahlen von knapp 3500 Menschen in zweieinhalb Wochen sehen, werden Sie da nicht mit Blick auf ihre eigene Eishalle in Bergkamen ein wenig neidisch?
Zu erst einmal freue ich mich, dass die Winterwelt so gut angenommen wird. Sie ist zweifellos nach vielen Jahren der Kritik an Kamener Weihnachtsmärkten ein Volltreffer, der die Innenstadt in der Vorweihnachtszeit belebt. Vergleiche mit unserer Eishalle hinken. Erstens weil das Angebot in Bergkamen permanent sechs bis sieben Monate im Jahr vorgehalten wird, und zweitens, weil in Kamen eben aufgrund der Weihnachtszeit, des Freiluftcharakters und der umliegenden Hütten eine andere Zielgruppe angesprochen wird. Es hat dort einfach mehr Eventcharakter. Und das ist okay so.
Die Kosten für die Eisbahn in Kamen werden zu 100% von Sponsoren getragen. Die Eishalle in Weddinghofen fährt Verluste ein. Sorgt die Winterwelt, wenn auch nur für wenige Wochen, für Konkurrenz im eigenen Verbreitungsgebiet?
Das sehe ich nicht so. Natürlich ist unsere Eishalle wie alle unsere Freizeitenrichtungen ein Zuschussgeschäft. Die Verluste dort sind übrigens bei weitem niedriger als in einem großen Freibad. Die Besucherzahlen mit circa 4500 Gästen pro Monat sind seit Jahren stabil. Aber ich gebe gerne zu: Wenn der eine oder die andere durchs Eislaufen in der Winterwelt ein neues Hobby entdeckt und dem dann in Bergkamen nachgeht, ich hätte nichts dagegen.