Kamen. In ihrem Buggy sind inzwischen mehr Informationsbroschüren über Beutel, Netze und Körbe verteilt als Zubehör für Kleinkinder. Dachziegel, Bodenbeläge, Badausstattung oder raumsparende Treppen machen Schnuller, Trinkflasche und Windel Konkurrenz. Emma trägt es mit ihren eineinhalb Jahren mit Fassung.
In ihrem Buggy sind inzwischen mehr Informationsbroschüren über Beutel, Netze und Körbe verteilt als Zubehör für Kleinkinder. Dachziegel, Bodenbeläge, Badausstattung oder raumsparende Treppen machen Schnuller, Trinkflasche und Windel Konkurrenz. Emma trägt es mit ihren eineinhalb Jahren mit Fassung. Schließlich gibt es auf der Messe Bauen und Planen Schadensersatz in Form von bunten Luftballons.
Ein Ballon fliegt direkt vor dem Dachdeckerstand in die Luft und platzt lautstark unter dem Dach der Stadthalle. Emma klatscht begeistert in die Hände, während bereits Ballon-Nachschub vom Nachbarstand unterwegs ist, wo ihre Eltern gerade einen Informationstermin vereinbart haben. Vater Marius (34) hat sich da schon an das nächste Objekt herangepirscht, das auf seiner Liste für den Hausbau steht. Matt müssen die Dachziegel des künftigen Eigenheims laut Vorschrift sein. Und anthrazitfarben. Formen gibt es unzählige. Doch welche ist die richtige? Gute 25 Minuten dauert das Fachgespräch. Emma bearbeitet währenddessen die neuen Luftballons, entdeckt andere Kinder, flitzt mehrere Runden um den Stand herum und baut einen Turm aus Plastikbausteinen.
Vor fast einem Jahr hat der Traum vom Eigenheim für Marius und Mareen Rauch begonnen. Durch Zufall, erzählen die jungen Eltern. In Lünern entdeckten sie ein Traumgrundstück und schlugen spontan zu. Als Bauingenieur ist Marius Rauch mit der Planung des Hauses jetzt voll und ganz in seinem Element. Im März soll es losgehen mit dem Hausbau. Bis dahin müssen auch die Kleinigkeiten geklärt sein. Kontakte für den Rohbau habe ich für solche Sachen jedoch nicht, da sind Messen ganz nützlich, um einen Überblick zu bekommen, schildert das Ehepaar.
Welche Firmen gibt es überhaupt? Soll Parkett oder Laminat auf den Boden? Dass ein Bad weit mehr ist als eine Badewanne mit WC und Waschbecken, stellte sich beim Besuch der Kamener Messe ebenfalls heraus. Es ist ein Großprojekt, bei dem man an wahnsinnig viele Dinge denken muss, schildert Mareen Rauch. Noch macht es Spaß, ergänzt sie schmunzelnd. Sie freut sich am meisten auf die neuen Möbel und die Dekoration da bin ich dann in meinem Element. Die technischen Fragen, die ihr Ehemann gerade klärt, gehören weniger dazu. Aber ihre Meinung ist gefragt. Komm doch mal kurz und sag, welche Ziegel dir besser gefallen, ruft er ihr zu.
Fünf Gespräche haben die jungen Häuslebauer auf der Kamener Messe geführt. Drei weitere Besuchs- und Informationstermine sind daraus hervorgegangen. Wassersparen im Bad, Wärmedämmung, Energiesparen mit Wärmepumpen und Solarelementen: Was überall in der Stadthalle Thema ist, haben die Rauchs in ihrem Traumhaus schon umgesetzt zumindest auf dem Papier. Jetzt geht es mit den Ballons, Katalogen und Infobroschüren erst mal zurück zum Auto. Emma ist müde und hat Hunger. Auf der Messe wird es da gerade richtig voll. Türen, Fliesen, Rohrreinigung, Wintergärten, Baubiologie, Dämmung, Solarenergie: Es sind vor allem ältere Besucher, die sich zwischen den Ständen drängeln.