Kamen. Mit Druckermeister Klaus Heckmann an der Seite versuche ich, bei kemna druck kamen einen kleinen Einblick von der Welt der Druck- und Digitalsysteme zu erhalten und die Technik zu verstehen. Weil hier seit fast 40 Jahren fast alles, eben nur kein Geld gedruckt wird.
Acht verschiedene Druckverfahren können auf der rund 2000 Quadratmeter großen Produktionsfläche auf entsprechendes Kommando Flyer, Karten, Kataloge, Etikette und Fotos hinter Glas produzieren. Es riecht nach Lösungsmitteln und Druckfarben, fast jede Maschine, an der sich etwas dreht oder rollt, dazwischen stapeln sich, ordentlich aufgereiht, Papier und Farbkartuschen.
Im Offsetbereich kontrolliert gerade Drucker Martin Heckmann den Probedruck. Denn rot ist nicht immer rot und nicht jeder Buchstabe ist gleich. Mit den entsprechenden Einstellungen lässt sich allerdings jede Farbe haargenau wiedergeben, erklärt Klaus Heckmann. Wie aber kommt denn nun die Farbe ans Papier? Für ein Produkt werden aus den meist schon fertig gelieferten Druckdaten die Platten erstellt. Im Offsetdruck wird dann nicht mehr direkt auf Papier gedruckt, sondern die Farbe erst über eine weitere Walze übertragen.
Überrascht stelle ich fest, dass neben all der digitalen Drucktechnik noch eine recht betagte Maschine steht und durchaus ihre Daseinsberechtigung hat: Die Buchdruckmaschine, Baujahr 1952. Wir benötigen sie, um Formen auszustanzen und Blindprägungen zu fertigen, erklärt Klaus Heckmann. Auch wenn sie schon alt ist: Ich finde, sie hat was.
Der digitale Rollendruck direkt nebenan kann siebenfarbig drucken: Aufkleber, Schachteln, bis zu 0,4 Millimeter dick darf das Produkt sein. Ein großer Vorteil dieser Maschine: Wir können hier sämtliche Längen an Etiketten wiedergeben. In der Weiterverarbeitung ein Stück weiter werden die Etiketten gestanzt, lackiert, auf die passende Breite geschnitten. Seit einem halben Jahr gehört diese Produktion zum Alltag bei Kemna. Wegen der Briefe. Weil das Kundenmailing bzw. Briefe-Versenden immer mehr Raum einnimmt und zum festen Standbein der Druckerei geworden ist.
Großformatig können sie auch. So richtig groß. Über den Tintenstrahlplotter, an dem gerade Firmengründer-Enkelin Nina arbeitet. Hier können feste Materialen bedruckt werden, lassen sich Platten für die Küchenfront mit dem Bild vom Strand aus dem letzten Sommerurlaub verschönern. Und, ganz ehrlich, hier gefällt es mir am besten. Alles, was hier rauskommt, ist groß und bunt.
Nebenan geht es auch kleiner, arbeitet sich die Bogendruckmaschine durch Aufträge mit relativ geringen Auflagezahlen und individuellen Broschüren. Und, welche Wunder, immer kommt das, was irgendwo zwischen zwei Lagen Metall, Glas oder über Rollen geschoben wird, am Ende passend bedruckt wieder heraus.
Die Druckerfamilie
Die nächste Tür führt wieder raus aus der Produktion und rein ins Büro. Die Kreativabteilung mit Medienfachwirt Stefan Kemna. Hier werden Projekte mit komplett eigener Vorstufe erarbeitet, vom Scannen bis zur Plattenbelichtung, werden Druckdaten geprüft und manchmal auch korrigiert.
Die, die mitarbeiten, sind genau das, wonach es aussieht: Eine große Druckerfamilie und wir empfinden es auch so, sagt Sabine Kemna-Heckmann. 1972 von Karl Kemna gegründet, setzen inzwischen Tochter, Söhne, Schwieger- und Enkelkinder die Familientradition fort.
Allerdings: Wir haben das Drucken an sich verlassen, es ist nur noch ein Zusatzprojekt, ein Teilelement des Endproduktes, sagt Sabine Kemna-Heckmann. Das Unternehmen setzt jetzt auf Drucken in einer neuen Dimension. Bei Kemna gibt es das Gesamtpaket an Dienstleistungen, das Webauftritt, Gestaltung, Druck und Versand gleich mit einschließt. Alles, was kommt, neue Projekte und Maschinen, entscheidet der Familienrat. Dann wird meist in neue Technik investiert. Wie die digitale Etikettenmaschine. So geht es weiter.
Aktuell steht noch das Ende des Umbaus aus. Spätestens mit der Feier zum 40-jährigen Firmenjubiläum im Sommer sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, die Fassade neu und die Büroräume in der zweiten Etage Platz und Raum für neue und kreative Ideen schaffen.