Weltnierentag

Kamen.Normalerweise prüfen wir im übertragenen Sinne jemanden oder etwas „auf Herz und Nieren“. Ein Anliegen des heutigen Weltnierentages ist es aber, uns selbst die Bedeutung dieser lebenswichtigen Organe bewusster zu machen und regelmäßig den eigenen Blutdruck und die Nierenfunktion prüfen zu lassen.

Auch Georg Wirtz, der mit seiner Kollegin Christiane Pätzold das einzige Dialysezentrum Kamens in der Westicker Straße 30 leitet, betont: „Für keines unserer Organe gibt es eine so schlechte Vorsorge, wie für unsere Nieren. Schuld daran ist nicht allein das Gesundheitssystem, sondern auch die Nachlässigkeit der Patienten“. Im Gegensatz zu Frauen, die sich regelmäßig beim Frauenarzt untersuchen lassen, „gehen wir Männer, wenn überhaupt, nur zum Arzt, wenn es unausweichlich ist.“ Das kann bei Nierenleiden viel zu spät sein.

Pro Patient Kostenvon 45 000 € im Jahr

Eine gesunde Niere sorgt mit ihrer Harnproduktion dafür, dass der Körper entgiftet wird. Versagen die Nieren, dann kann einer Vergiftung nur mit einer Dialyse, einer Blutwäsche, vorgebeugt werden. Dabei wird das eigene Blut durch ein Gerät gefiltert und danach wieder dem Körper zugeführt.

Genau das geschieht im Dialysezentrum. 90 Patientinnen und Patienten aus Kamen und Bergkamen versorgt die Gemeinschaftspraxis. Nahezu rund um die Uhr werden die Kranken dort betreut. Wirtz erklärt: „In der Regel müssen unsere Patienten dreimal pro Woche zu Dialyse. Jede Behandlung dauert vier bis fünf Stunden.“ In seiner Praxis verfügt Wirtz über 20 Dialyseplätze. Dabei werden die Nierenkranken im Schichtdienst betreut, montags, mittwochs und freitags nahezu rund um die Uhr von 6 Uhr morgens bis Mitternacht. Das erfordert einen erhöhten Personalaufwand. Und so arbeiten hier neben zwei Ärzten, zwölf Dialyseschwestern und sieben Angestellte. Hinzu kommen noch mehr als 20 Teilzeitkräfte, überwiegend Reinigungspersonal. Denn wegen der Hygienevorschriften ist auf strengste Sauberkeit zu achten. Sichtbarer Beleg dafür: Vor der Tür stehen zwei große Container. Sie schlucken pro Monat 20 Kubikmeter Abfälle.

Weil das Kamener Hellmig-Krankenhaus keine eigene Dialysestation hat, werden deren Patienten übrigens im Wege einer Kooperation vom Dialysezentrum mit betreut. Nach Angaben von Georg Wirtz schlägt die Dialyse pro Patient mit Kosten von 45 000 Euro jährlich zu Buche.

Alternative zur Dialyse ist die Nierentransplantation. Die Wartezeit auf eine Spenderniere liegt bei sechs bis sieben Jahren. Einen Grund dafür macht Wirtz bei seinen Arztkollegen fest: „Sie haben oftmals nicht die Bereitschaft, mit den Angehörigen über eine Organspende zu reden.“