Tschernobyl:

Methler. Mit wuchtigen Hammerschlägen bearbeitet Kunstschmied Martin Bandl das rot glühende Stück Stahl. Wie ein dicker Speer sieht das massive Eisen aus. Doch in zwei Wochen, wenn die fertige Skulptur am SportCentrum Kaiserau enthüllt wird, ist aus der derzeit noch bedrohlich wirkenden Spitze eine fein geschwungene Linie geworden – ein Symbol für das sich langsam wieder normalisierende Leben nach der Katastrophe in Tschernobyl.

Wunsch nach Künstler aus Methler

„Licht gegen das Vergessen“ soll das Kunstwerk heißen und zusammen mit der noch jungen Eiche und der Gedenktafel im Innenhof der Sportschule an die Tschernobyl-Katastrophe vom 26. April 1986 erinnern. Vor zwei Jahren hat die AWO dort diese Erinnerungsstätte eingerichtet. Und so stetig, wie die damals angepflanzte Eiche dort wächst, wachsen auch immer neue Ideen in Jürgen Schlegels Kopf.
Für die AWO engagiert sich der Ehrenamtler schon lange und unermüdlich in Sachen Tschernobyl-Hilfe, betreut die Tschernobyl-Kinder, die zweimal jährlich nach Kamen kommen. Und natürlich ist auch die Gedenkstätte auf seinem Mist gewachsen.
Die Idee für eine Skulptur kam Schlegel im vergangenen Winter. „Ich wollte gern, dass ein Künstler aus Methler die Aufgabe übernimmt“, sagt er. Die Arbeiten von Kunstschmied Bandl haben Schlegel immer schon beeindruckt. Allerdings musste er einiges an Überzeugungskraft aufwenden, um den Kunstschmied für die Anfertigung solch eines Werkes zu gewinnen.

„Ich war erst etwas skeptisch“, räumt Bandl ein, ließ sich dann aber überzeugen und hatte auch schon bald den Prototyp einer massiven Stele entwickelt, die mittig durch eine starke Einkerbung gezeichnet ist, als Symbol für die Reaktorkatastrophe.

„Der untere, massive Teil stellt das Leben vor der Katastrophe dar“, erklärt Bandl. Der geschwungene Teil, der sich nach oben verjüngt, symbolisiere das Leben, wie es nach der Katastrophe weitergeht.

Montiert wird die Stele auf einer Bodenplatte, in die der Kamener Elektrobetrieb John noch noch eine Beleuchtung einbaut. Am 28. April leuchtet dann das „Licht gegen das Vergessen“ erstmals an der Gedenkstätte.