Kraukau-Reise

Kamen. Mit dem Begriff „Auschwitz“ sollte eigentlich jeder etwas anfangen können. Trotzdem wissen laut aktuellen Umfragen 20 Prozent der Deutschen unter 30 nicht, was es damit auf sich hat. Drei, die zu dieser Gruppe mit Sicherheit nicht gehören, sind Jutta, Alex und Jonas.

Gemeinsam mit vier weiteren Jugendlichen und den Betreuern Yasemin Demir und Michel Wegmann haben sie Anfang April an der Bildungsfahrt nach Krakau des Fachbereichs Jugend teilgenommen.

Ihre Reise führte die neun zunächst in die polnische Metropole, wo sie „die Jahrhunderte alte Geschichte der Stadt“ kennenlernten, wie Michel Wegmann sagt. So haben sie unter anderem das historische jüdische Viertel Kazimierz erkundet und waren in der berühmten Fabrik von Oskar Schindler, der über 1200 Juden vor der Vergasung rettete.

Mitte der Woche ging es für die Gruppe in das knapp 60 Kilometer entfernte Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Durch Fernsehen, Bücher und die Schule sei ja schon vieles bekannt gewesen.

Doch die gesamte Monstrosität dieses Ortes, so sind sich alle einig, sei „nicht ansatzweise greifbar“ für Leute, die nicht da gewesen sind. Es seien die Details gewesen, die das Grauen beschreiben. Erst mehr als sieben Tonnen Menschenhaare und mehrere Tausend Paar Kinderschuhe, die Teil der Ausstellung sind, machten „den Tod riechbar“, so Wegmann.

Für die Jugendlichen wirkt diese Erfahrung bis heute nach, die grausamen Eindrücke im Vernichtungslager könne man nur nach und nach verarbeiten, denn irgendwann seien die Gefühle „einfach nicht mehr fassbar“.

Um die nötige Zeit dafür zu gewährleisten, wurde auch das Programm der Fahrt besonders abwechslungsreich gestaltet: Am nächsten Tag fuhr die Gruppe in das Wintersportgebiet Zakopane und am Freitag hatten alle noch mal die Möglichkeit, Krakau für sich zu erkunden.

Neben dem Gesehenen hat die Jugendlichen vor allem die Internationalität der Stadt beeindruckt. „Wir haben Menschen aus aller Welt getroffen“, erzählt die 18-jährige Jutta und erinnert sich an die polnische Jugendgruppe, mit der man schon am ersten Abend Freundschaft geschlossen habe.
Yasemin Demir und Michel Wegmann wollen die Fahrt, die seit inzwischen vier Jahren angeboten wird, auf jeden Fall weiter führen.

Die beiden können sich sogar vorstellen, das Konzept noch weiter auszubauen. So sei ein aktiver Austausch zwischen deutschen und polnischen Jugendlichen das Ziel, zum Beispiel, „um den europäischen Grundgedanken zu stärken“.