Zwei neue Ortsheimatpfleger

Kamen.Hätten Sie gedacht, dass unsere Stadt „beispielgebend für Westfalen“ ist? Das Lob kommt aus berufenem Munde. „Wenn eine Stadt in allen Ortsteilen mit engagierten Ortsheimatpflegern vertreten ist, ist das ziemlich einzigartig“, stellte Kreisheimatpfleger Dr. Peter Kracht gestern fest.

Anlass war ein Empfang von Bürgermeister Hermann Hupe, der personelle Neuordnungen im Kreis der Kamener Ortsheimatpfleger nutzte, um sich persönlich für deren Engagement zu bedanken.

Für den 87-jährigen Gerhard Schulze Böing, der diese Aufgabe über 20 Jahre in Rottum und Derne leidenschaftlich ausfüllte, übernimmt Landwirt Gerhard Wedell (56) das Ehrenamt, „weil ich gerne dazu beitragen möchte, der Nachwelt zu erhalten, was hier im Ortsteil einst war, wer hier lebte und was hier von Bedeutung war und ist.“ Das sei umso wichtiger, weil „selbst ich hier in unserem Dorf nicht mehr jeden kenne, weil es viel mehr Zugereiste und Eingeheiratete gibt.“ Hilfreich sei, dass das Interesse an „Heimat“ im Sinne eines positiven menschlichen Miteinanders in den letzten Jahren deutlich zugenommen habe, meint Wedell.

Auch Andrea Woter (46), die künftig gemeinsam mit Karl -Heinz Stoltefuß den Ortsteil Heeren-Werve als „Tandem“ betreut, sieht bei ihrer künftigen Arbeit vor allem die Menschen im Mittelpunkt. „Die Strukturen und Orte mögen sich wandeln, aber letztlich prägen Menschen die Umgebung, in der sie Zuhause sind.“ Ihnen die Geschichte des Ortes näher zu bringen, sei ihr Anliegen. Eines, dem sie sich erfolgreich schon seit langem als aktives Mitglied der Gästeführergilde in Kamen verschrieben hat. Ihr Hobby für Geschichte und Heimatkunde geht aber weit über Kamen hinaus. So führt die 46-Jährige interessierte Besuchergruppen auch sachkundig durch das Hagener Freilichtmuseum technischer Kulturdenkmale.

Die Doppelbesetzung in Heeren-Werve ist deshalb zustande gekommen, weil Karl-Heinz Stoltefuß sich so mehr auf sein drittes literarisches Abenteuer konzentrieren kann. Nach ortshistorischen Werken zur Kirchen- und Bergbaugeschichte, arbeitet er zur Zeit an einer weiteren Ortschronik.

Bürgermeister Hermann Hupe lobte ausdrücklich, das ehrenamtliche Engagement der Ortsheimatpfleger und all jener, die sich um die Aufarbeitung der Stadtgeschichte bemühen, denn „wer weiß, wo er her kommt, kann leichter bestimmen, wohin er will.“ Dabei gehe es auch um Gebäude und Landschaften, aber „vor allem um die Menschen“. Eine Erkenntnis, die schon Johann Wolfgang von Goethe in Worte kleidete: „Alle diese vortrefflichen Menschen, zu denen Sie nun ein angenehmes Verhältnis haben, das ist es, was ich eine Heimat nenne.“