Maßarbeit mit Megabaum

Kamen. „Halt! Stopp!“, brüllt Jürgen Neff quer über den Alten Markt. Der 13 Meter hohe Mast pendelt bedrohlich über seinem Kopf. Zu flott hat die Seilwinde des Hanomag die rund 240 Kilo in die Senkrechte gewuchtet. Das war aber auch die einzige Schrecksekunde, die alle Beteiligten am Samstag kurz die Luft anhalten ließ. Sonst lief die Generalprobe für die Aufstellung des einzigartigen Maibaumes im wahrsten Sinne wie geschmiert.

Monatelang hat der „Bürgerverein Kamener Maibaum“ an seinem in Deutschland wohl einzigartigen, aus Aluminium und Stahl an verschiedenen Orten und von unterschiedlichen vereinseigenen Fachleuten hergestellten Maibaum-Unikum gearbeitet. Der Preis ist auch nicht ohne: Ein ordentlicher Mittelklassewagen ist inzwischen in das Projekt investiert. Am Samstag stand er zum ersten Mal Probe am Ort seiner zukünftigen Bestimmung – um verschiedene Aufstellungstechniken und die Statik zu testen. Auch das war bereits eine Großveranstaltung für sich.

Schon das Verladen des aus vier Elementen zusammengesetzten Mastes sorgte für den ersten Eintrag im Notizbuch von Jürgen Neff. Dafür brauchte die Besatzung des Krans vom Technischen Hilfswerk länger als gedacht.

Auch das Abladen und Platzieren auf den stählernen Böcken verlangte Fingerspitzengefühl. Schnell sammelte sich eine Schar von Schaulustigen auch um die Hanomags des Kamener Treckerklubs. Ein Cabrio Baujahr 1955 hatte ein Haspelstahlseil im Heck integriert, um den Maibaum in die aufrechte Position zu ziehen. Ein anderes der insgesamt 13 Exemplare, die bei Eckhard Himpe nicht nur ein Sammler-Dasein führen, war mit einer selbst konstruierten Plastikrolle am Kraftheber geschmückt – um den Mast sanft hinaufzudrücken.
Passgenau gearbeitet war der allein schon über 200 Kilo schwere Stahlfuß, den der THW-Kran als erstes auf dem Marktpflaster absetzte. Er fügte sich geschmeidig in die eigentlich für den Weihnachtsbaum vorgesehene rund 90 cm tiefe und 450 mm Durchmesser umfassende Bodenvertiefung ein.

Millimetergenau lotste der THW-Kran dann den Mast in die Fuß-Verankerung. Wenige Korrekturen, ein paar resolute Hammerschläge: Schon war der Maibaum felsenfest verschraubt und hatte dennoch Spielraum, sich aus der Waagerechten in die Senkrechte heben und schieben zu lassen.

Auch Klaus-Peter Klinge, der vereinseigene Statiker, beobachtete die Probedurchläufe für jede der beiden Aufrichtungstechniken. „Wir haben zwar schon Vogelbäume für Schützenvereine, Funk- und Antennenmasten geplant – so etwas ist aber auch für uns eine Premiere“, schildert er. Am Ende jedes Probedurchlaufs gab es Szenenapplaus vom sich stetig füllenden Marktplatz. Fest steht also schon jetzt: Der Kamener Maibaum ist ein Publikumsmagnet. Das gilt sicher auch beim offiziellen Aufstellen mit Festakt am 14. Mai um 18 Uhr.