Kamen. Heute vor 300 Jahren, am 20. Juni 1713, hat der letzte große Stadtbrand in Kamen gewütet. In der Stadtchronik sind die Geschehnisse dieser Nacht festgeschrieben.
Eine Papierurkunde aus dem Jahr 1713, die im Stadtarchiv aufbewahrt wird, belegt dieses Ereignis. Dort wird ausgeführt, dass Deputierte und Vorgänger der Linnenweberzunft (Leineweber) in Kamen als Amtsbrüder der Zunft bezeugen, dass sie am 24. Juli 1702 von Diedrich Böing zusammen 85 Reichsthaler geliehen haben, durch die große Feuersbrunst am 20. Juni 1712 aber die Obligation verbrannt ist.
Außerdem berichtete Friedrich Buschmann, Pfarrer der größeren evangelischen Gemeinde zu Camen, in seiner Geschichte der Stadt Camen (erschienen im Juni 1841) von diesem Brand: Im Jahr 1712 übten noch einmal hier die Flammen ihre verderbliche Kraft; doch ward dieses das letzte erhebliche Brand-Unglück, von dem die Geschichte der Stadt Meldung zu thun hat ( ).
1493 Feuer aus Rache gelegt
Warum das Feuer ausbrach, hat niemand festgehalten. Das war bei dem Feuer 1493 anders, als Fachwerkhäuser in Flammen standen. Buschmann schrieb: Ein Mann namens Johann Vollbart überstieg am 12. März des Jahres 1493 zur Nachtzeit die Stadtmauer und zündete die der Familie Ackenschock gehörenden Gebäude an ( ). In Folge dieser grauenvollen Rache brannte die halbe Stadt ab ( ).
Im Gegensatz zu Erdbeben oder Überflutungen, die mittelalterliche Menschen für Gottes Zorn hielten oder mit menschlichen Sünden assoziierten, ließen sich die Gründe für Brände schnell finden: Neben natürlichen Phänomenen wie einem Blitzschlag galten gerade offene Feuerstellen als Ursache für Stadtbrände. Diese Feuerstellen fand man in jedem Haus, da sie für dass Heizen, das Zubereiten von Mahlzeiten und in Form von Kerzen und Öllampen als Lichtquellen dienten.
Dass die halbe Stadt abbrennen konnte, wie Buschmann berichtete, hat im wesentlichen vermutlich zwei Gründe. Zum einen war die Bebauungsdichte relativ hoch, da die meisten Städte, so auch Kamen, eine Stadtmauer umgab. Dies machte ein schnelles Übergreifen der Flammen möglich.
Zum anderen waren Steinhäuser teuer und entsprechend selten anzutreffen. Die meisten Gebäude waren aus Lehm und Holz gebaut und hatten Strohdächer, bei denen schon Funkenflug zum Entzünden ausreichte.
Jeder war ein Feuerwehrmann
Feuerwehren, wie sie heute existieren, gab es damals noch nicht. Aber wie heute in der freiwilligen Feuerwehr war schon 1712 die Feuerbekämpfung nachbarschaftlich organisiert.
Dazu gehörte, dass jeder Bürger verpflichtet war, jederzeit ein volles Wasserfass oder einen Ledereimer vor der Tür stehen zu haben, um bei einem Brand schnell helfen zu können.