Letzter Schultag an der Glückaufschule

Kamen. „Ich finde doof, dass wir unseren Kindern nie unsere Schule zeigen können“, sagt Rene und schaut in die Runde. Keiner lacht, viele nicken verständig.
Der Junge ist selbst noch ein Kind, 10 Jahre alt, – und bedauert, dass die Glückaufschule, die er vier Jahre lang besucht hat, schon in wenigen Wochen Geschichte ist. Bis zum 31. Juli muss das Gebäude am Koppelteich ausgeräumt sein, dann kommt der Abrissbagger und lässt kein Stein auf dem anderen.

Für Rene und seine Mitschüler geht heute nicht nur die Grundschulzeit zu Ende. Sie können auch nicht mehr zurückkehren in ihre alte Schule oder zu ihren alten Lehrern. Was „blöd“ ist, wie die meisten sagen. Sie hätten den Grundschullehrerinnen nach den Sommerferien gern von ihren neuen Erfahrungen in der weiterführenden Schule erzählt. „Ist aber niemand mehr da“, sagt ein Mädchen.

Tatsächlich ist die Glückaufschule schon seit einiger Zeit nahezu entvölkert. Zwei Klassen, die 3 und die 4, drei Lehrerinnen, den Schulleiter und die Sekretärin gab es hier zuletzt. Und weil es nach dem Weggang der Viertklässler noch öder geworden wäre, ziehen die künftigen Viertklässler nach den Ferien mit Sack und Pack (und einer Lehrerin und einer Sekretärin) zur Friedrich-Ebert-Schule).

Auf dem Flur der Glückaufschule stapeln sich bereits seit Wochen Umzugskartons und Bücher: Werkstatt Deutsch als Zweitsprache, Bausteine Sprachbuch, Bumblebee, Tiger Tom, My Englisch Book… Das Lehrmaterial für die Klassen 1 bis 3 wird jetzt unter den anderen Grundschulen verteilt.
Ja, sie seien schon an der Friedrich-Ebert-Schule gewesen, erzählen die Noch-Drittklässler. Für einige verkürzt sich der Schulweg, andere haben hier schon ein paar Freunde, wieder andere befürchten, dass es Ärger geben könnte.

Freunde an neuer Schule

Denn die Glückaufschüler bleiben nicht nur zusammen. Sie heißen auch an der Friedrich-Ebert-Schule Glückaufschüler. Überdies werden ihre nächsten Zeugnisse weiterhin den Glückaufschul-Kopf haben. Doch sie wollen, und da sind sich alle einig, den Rat ihrer Noch-Lehrerin Christina Pusch beherzigen: „Ihr haltet alle zusammen, wie ihr es sonst auch macht.“

Abschied für immer nimmt heute auch Gisbert Heuser, der vor vier Jahren die Leitung der Glückaufschule übernommen hat, „um das hier zu Ende zu führen“, wie er sagt.