Sesekeumbau verhindert Hochwasser

Kamen. Offenbar scheint die Renaturierung der Seseke eine wichtige Funtion bereits zu erfüllen, bevor das Projekt abgeschlossen ist: Trotz lang anhaltender Regenfälle in den letzten Wochen gibt es auf Kamener Gebiet nämlich keine Hochwasser wie in früheren Jahren.

Dirk Klingenberg, Projektleiter des Sesekeumbaus beim Lippeverband, führt das auf die flussaufwärts zum größten Teil abgeschlossenen Baumaßnahmen an der Seseke zurück. Das Flussbett, vorher eine für schnellen Abfluss ausgelegte Betonrinne, wurde enorm verbreitert, erlaubt nun eine sich windende Flussführung und eine enorm vergrößterte Wasseraufnahmekapazität. Das, so teilte der Lippeverband gestern mit, zeige jetzt bereits positive Wirkung. Diese werde künftig noch zusätzlich durch die in Bönen am Schwarzen Weg und in Unna am Kortelbach entstehenden Hochwasserrückhaltebecken unterstützt. Beide Bauwerke sollen noch im Laufe dieses Jahres fertiggestellt werden und in Betrieb gehen.

Kamen ist das Regenloch 2012

Die Vermutung Klingenbergs wird bekräftigt, wenn man auf die jüngsten Niederschlagsmengen für Kamen schaut. Im gesamten Monat Juni fielen 88 Liter Regen pro Quadratmeter. Im Zeitraum seit 1950 lag die durchschnittliche Niederschlagsmenge in einem Juni bei 72 Litern. Fiel also im Juni 2012 schon deutlich mehr Regen als gewöhnlich, ist der Blick auf die Niederschlagsmengen im Juli noch beeindruckender. Im Mittel liegt die Juli-Regenmenge in Kamen seit 1950 bei 83 Litern im gesamten Monat. Zum Vergleich: Allein bis gestern, also am 16. Juli und damit zur Hälfte des Monats, registrierte der Lippeverband 95 Liter pro Quadratmeter. Das ist im übrigen auch eine deutlich höhere Menge als anderswo im Lippegebiet. Der Lippeverband gibt für seine Gesamtregion einen durchschittlichen Juli-Niederschlag von 80 Litern an. „Kamen scheint von daher in diesem Sommer das Regenloch zu sein“, meint Patricia Bender, Pressesprecherin des Lippeverbandes.

Trotz der enormen Wassermengen sind die Pegelstände an Seseke und Körne bisher völlig unauffällig. Am Klärwerk wurden gestern Mittag 71 Zentimeter, am Sesekedamm 93 Zentimeter gemessen. Am Pegel der Körne in Westick wurden 78 Zentimeter abgelesen.

Und so machen die Kamener in diesem Jahr (bisher!) eine für sie neue und beruhigende Erfahrung: Endlich mal kein Hochwasser bei Dauerregen.