Von der HJ zur Nachkriegs-SPD

Kamen. Alfred Gleisner verband für junge Menschen, die nach Hitlerjugenderziehung und Kriegsschrecken Orientierung suchten beides: sozialdemokratisches Denken und nationale Überzeugung als Kriegsteilnehmer und Offizier. Entstanden ist aus dieser Kombination der in Kamen begründete Bergheimer Kreis der SPD.

Mann mit Ausstrahlung

Gleisner sei ein Mann mit Ausstrahlung gewesen, erinnert sich Everhard Holtmann bei der Übergabe des Nachlasses von Gleisner an seine Begegnungen mit ihm als Kind und als junger Wissenschaftler. Gleisner habe als Lotse vielen jungen Menschen nach dem Krieg einen Weg gewiesen, die nach 1945 neue politische Orientierung suchten.

Gleisner lud 20 von ihnen ein. Er soll sich dafür eine Adressenliste der Hitlerjugend besorgt haben. Er selbst und weitere Referenten diskutierten mit jungen Menschen über Nationalsozialismus, Kriegsschuld und Marxismus. 1848 wurde aus solchen Debatierrunden der Bergheimer Kreis, benannt nach dem Kamener Tagungshotel.

Fritz Holthoff gehörte dazu, später Kultusminister, Everhard Holtmanns Vater Gerd, Jürgen Girgensohn und Günter Heermann, später Ministerialdirigent im Kultusministerium. Auch Hubert Biernat, Landrat, zeitweilig Regierungspräsident und Landesinnenminister ordnet Everhard Holtmann der Gruppe zu.

Die lud sich namhafte Gäste ein: Fritz Erler, Herbert Wehner und Erich Ollenhauer sprachen hier. In den 50er Jahren trieb der Bergheimer Kreis eine Erneuerung der SPD voran als Partei für weite Teile der Bevölkerung.

Vorsitz im Städtebund

Gleisner selbst stand für weitere zeitgemäße Entwicklungen. Er gilt als Verfechter moderner kommunaler Selbstverwaltung. 1971 wurde er Vorsitzender des damals durch Zusammenschluss mehrerer Verbände gebildeten Städte- und Gemeindebundes. In dieser Zeit war Gleisner selbst Stadtdirektor in Bergkamen. Damit ist er Vorvorgänger von Roland Schäfer, der heute neben seinem Bergkamener Bürgermeisteramt dem Präsidium dieses Verbandes angehört.